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CI-Versorgung im Umbruch

19. September 2023

Zusammen aktiv kommunizieren: Dr. Sybille Seybold über das Kommunikationstraining „ZAK“ für Erwachsene mit Hörbeeinträchtigung

Fachkräfte aus dem Bereich der Therapie CI-versorgter Erwachsener sowie audiologische und sprachtherapeutische Fachkräfte der Hörrehabilitation können sich am kommenden Wochenende im CIC Rhein-Main in dem Kommunikationstraining „ZAK“ (zusammen aktiv kommunizieren) fortbilden. Leiterin Dr. Sybille Sybold informiert über die Inhalte.

Seybold, CIC Rhein-Main

Frau Dr. Seybold, was ist das Ziel des Kommunikationstrainingsprogramms „Zusammen Aktiv Kommunizieren“ (ZAK)?

ZAK ist ein interaktiver, verhaltensbezogener Gruppenansatz für die Hörrehabilitation Erwachsener und zielt auf die effektive Gestaltung der Alltagskommunikation, indem die Selbstwirksamkeit im Umgang mit hörbedingten Kommunikationsschwierigkeiten gesteigert wird (Seybold, 2021).

Wo kann ZAK angeboten werden?

Das Kommunikationstraining ZAK kann als unterstützende Maßnahme in der CI-Rehabilitation oder der Hörgeräteversorgung ambulant oder stationär angeboten werden.

Wer kann ZAK-Kurse durchführen?

Diese können von audiologischem, sprachtherapeutischen, pädagogischen, psychologischen Fachpersonal der Hörrehabilitation gegeben werden.

Was sind die Merkmale von ZAK?

Merkmale von ZAK liegen in der konzeptionellen ICF-Basierung (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit; Anm. d. Red.) wie der konsequenten Umsetzung eines lösungsorientierten, Selbstwirksamkeit steigernden Ansatzes, der Berücksichtigung des individuellen Lebenshintergrundes, der Integration von Bezugspersonen (Familienzentrierung) und der Förderung der kommunikativen Teilhabe. Weitere Merkmale sind das stufenweise Erarbeiten und Anwenden von lösungsorientierten Kommunikationsstrategien im Umgang mit eigenen hörbedingten Kommunikationsschwierigkeiten. In einer Kombination aus Informationen, strukturierten Aufgaben und Transferübungen werden so individuelle Kommunikationsschwierigkeiten thematisiert und lösungsorientiert verbessert. Dabei wird in jedem Kurstreffen ein Bereich der Alltagskommunikation in den Fokus gerückt. Ein Kursdurchgang umfasst sechs bis zehn Kursteilnehmende und beinhaltet sieben Kurstreffen (Dauer jeweils 120 Minuten) über einen Zeitraum von acht Wochen. 

Für das Kommunikationstraining ZAK liegt ein sehr anwendungsfreundliches und strukturiertes Kurshandbuch vor, welches die Durchführung der Kurstreffen im klinischen Alltag sehr gut praktikabel macht. 

Welche Bedeutung haben Kommunikationstrainings in der Hörrehabilitation?

Das Kommunikationstraining ZAK stellt eine relevante unterstützende Maßnahme für die CI-Rehabilitation neben der technischen Versorgung und Hörtrainings dar, denn meist bestehen trotz einer sehr guten technischen Versorgung und der Schulung durch Hörtrainings Schwierigkeiten in der Alltagskommunikation. Studienergebnisse zeigen, dass hörbedingte Kommunikationsschwierigkeiten oft zu weitreichenden psychosozialen Beeinträchtigungen wie kommunikativem Rückzug und sozialer Isolation führen können. Hörbedingte Kommunikationsschwierigkeiten können zudem auch Auswirkungen auf Bezugspersonen haben, die beispielsweise in einer erhöhten Kommunikationsbelastung, der Übernahme kommunikativer Aufgaben oder in veränderten sozialen Aktivitäten liegen. Gleichzeitig stellen Bezugspersonen als häufige Kommunikationspartner*innen eine wichtige Unterstützungsressource für einen positiven Rehabilitationsverlauf dar.

Welchen Entstehungshintergrund hat ZAK?

ZAK ist die deutschsprachige Version des Kommunikationstrainings Active Communication Education (ACE), welches an der University of Queensland von den australischen Wissenschaftlerinnen Hickson, Scarinci & Worrall (2015) entwickelt wurde. Das ACE-Programm liegt in mehreren Sprachen (Englisch, Schwedisch, Spanisch, Deutsch) vor. Positive Ergebnisse konnten hinsichtlich der Reduktion von hörbedingten kommunikativen Einschränkungen, einer gesteigerten Nutzung von Kommunikationsstrategien und dem Erreichen von persönlichen Kommunikationszielen für eine verbesserte Alltagskommunikation nachgewiesen werden. Auch ist übergreifend eine hohe Zufriedenheit mit dem Programm von den Teilnehmenden zum Gruppenansatz rückgemeldet worden. Der Austausch zwischen anderen Personen mit Hörbeeinträchtigung und auch zwischen den Bezugspersonen  wurde positiv und stärkend im Umgang mit der Hörbeeinträchtigung beschrieben.

Wie ist das Fortbildungsseminar aufgebaut?

Die Fortbildung zum Kommunikationstraining ZAK umfasst 22 Unterrichtseinheiten (à 45min), verteilt auf drei Tage. In der Fortbildung werden zunächst theoretische Grundlagen für die Durchführung des ZAK-Programmes erarbeitet, insbesondere zu relevanten Aspekten in der Kommunikation, zu Kommunikationsstrategien als Bewältigungsstrategien und zu Bezugspersonen. Anschließend werden der methodische Ansatz, der Aufbau und die Inhalte von ZAK vorgestellt. Die Durchführung des Programms wird interaktiv in einem Wechsel aus Informationen und Übungen vermittelt, bei dem sich die Teilnehmenden sowohl in die Rolle der Kursleitung als auch einer Person mit Hörbeeinträchtigung oder Bezugsperson begeben dürfen. Mit Abschluss der Fortbildung sollen die Teilnehmenden befähigt sein, selbst einen ZAK-Kurs durchzuführen.

Zur Person:

Seybold, CIC Rhein-Main Dr. Sybille Seybold absolvierte zunächst die Ausbildung zur staatlich anerkannten Logopädin an der Lehranstalt für Logopädie am Katholischen Klinikum Koblenz. Nach mehrjähriger Tätigkeit als praktisch tätige Logopädin schloss sie das Studium der Logopädie (B. Sc.) an der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/ Wilhelmshaven an. Neben Lehrtätigkeit und weiterer praktischer Berufstätigkeit als Logopädin folgte ein Masterstudium Public Health an der Hochschule Emden/Leer. Nach dem Studium war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Jade Hochschule im Forschungsschwerpunkt HALLO (Hören im Alltag Oldenburg) tätig und beschäftigte sich mit den Auswirkungen einer Hörstörung auf das Alltagserleben betroffener Personen. Im Rahmen des Forschungsschwerpunktes HALLO erhielt Sybille Seybold ein Promotionsstipendium und promovierte am Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik der Universität Oldenburg bei Prof. Dr. Frauke Koppelin (Jade Hochschule) und Prof. Dr. Gisela Schulze (Universität Oldenburg). Ihre Promotion wurde im Frühjahr 2021 abgeschlossen und trägt den Titel „Die Entwicklung des Kommunikationstrainings ZAK – Zusammen Aktiv Kommunizieren – für Erwachsene mit Hörbeeinträchtigung und ihre Bezugspersonen.“  Derzeit ist sie im Pädaudiologischen Zentrum Oldenburg (PAEZO) in der Diagnostik tätig und lehrt an der Jade Hochschule in Oldenburg im Studiengang Logopädie zur auralen Rehabilitation, Audiometrie und Hörsystemen sowie gesundheitswissenschaftliche Grundlagen in der Logopädie.

 

 

  • Hickson, L., Worrall, L. & Scarinci, N. (2015). ACE: Active Education - A program for adults with hearing loss. (rev.ed.). Zugriff am 02.01.2023.Verfügbar unter https://shrs.uq.edu.au/files/122/ACE%20Booklet%202.pdf
  • Seybold, S. (2021). Die Entwicklung des Kommunikationstrainings ZAK – Zusammen Aktiv Kommunizieren – für Erwachsene mit Hörbeeinträchtigung und ihre Bezugspersonen. Dissertation, Universität Oldenburg. Zugriff am 02.01.2023. Verfügbar unter http://oops.uni-oldenburg.de/5069/

Foto: Wllhaus  und Nolte-Holube, Text: CIC Rhein-Main


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