Was ist ein Knochenleitungsimplantat?

Was unterscheidet Knochenleitungs-Hörsysteme von Hörgeräten und Cochlea Implantaten?

Knochenleitungs-Hörsysteme bzw. im Knochen verankerte Hörsysteme – kurz BAHS (Bone anchored Hearing Aids) – übertragen Schall direkt über die Knochenleitung an das Innenohr. Im Gegensatz zu konventionellen Hörgeräten werden dabei das Außenohr und das Mittelohr umgangen. Das Innenohr sollte – im Gegensatz zur Indikation bei CI – nicht komplett geschädigt sein.

Wie unterscheidet sich das Hören mit Knochenleitungs-Systemen von dem mit Hörgeräten oder CI?

Beim Hören via Knochenleitung handelt es sich um eine Weiterleitung des Schalls in Form von Vibrationen. Das Hörerlebnis entspricht eher dem mit normalen Hörgeräten als dem mit Cochlea Implantaten.

Bei welchen Hörschädigungen kommen Knochenleitungssysteme in Frage?

Schallleitungsschwerhörigkeiten mit einer Differenz von 30 dB und mehr zwischen Knochen- und Luftleitung bilden die klassische Indikation. Auch entsprechende kombinierte Hörverluste (hinzukommender, zusätzlicher Innenohrhörverlust) und einseitige Taubheit kommen als Indikation in Frage.

Welche Vorteile bietet in diesen Fällen das Knochenleitungssystem?

Durch den direkt übertragenen Schall – via Vibration – können ein besseres Sprachverstehen, ein natürlicherer Klang, weniger Verzerrung und geringere Rückkopplung im Gegensatz zu konventionellen Hörgeräte-Versorgungen erreicht werden - bei Schallleitungsschwerhörigkeiten.

Ist eine Operation vonnöten? Falls ja: wie lange dauert sie?

Ein reines Knochenleitungssystem kommt auch mit einer Versorgung via Bügel oder Softband aus. Audiologisch zu empfehlen ist jedoch eine knochenverankerte Hörlösung. Die hier erforderliche OP dauert heutzutage nur noch wenige Minuten.

Kann man Knochenleitungs-Hörsysteme vorab ausprobieren? Falls ja: wo?

Ja dies ist bei jeweiligen Hörakustikern vor Ort möglich.

Kommen Knochenleitungs-Hörsysteme auch für Kinder infrage?

Ja, wobei die knochenverankerte Variante eine gewisse Knochenstabilität voraussetzt. Deshalb wird bei Kindern in der Regel eine Versorgung zunächst mit Softband sichergestellt wird.

Wer verschreibt solche Systeme?

Das kann der Hals-, Nasen-, Ohrenarzt tun.

Ist eine Nachsorge vonnöten, vergleichbar der CI-Nachsorge (auditorische Anpassungen, Therapien)? Falls ja: wo erfolgt sie

Rehabilitationsmaßnahmen wie bei CI sind nicht notwendig. Die Knochenleitungsversorgung bzw. im Knochen verankerte Hörversorgung ist eher mit der Versorgung von Hörgeräten zu vergleichen.

Wie hoch sind die Kosten einer Versorgung mit Knochenleitungs-Hörsystemen und wer trägt sie?

Die Versorgung wird in der Regel von den Krankenkassen vollständig übernommen.

Antworten: Christian Thürmer

BAHS-Systeme werden in Deutschland von den Hersteller-Firmen Cochlear, Med-el und Oticon angeboten.


 

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