26. Januar 2022

Ich bin…Studienrätin Dr. Regine Schweers

Die Lehrerin unterrichtet am Gymnasium Syke Deutsch und Geschichte. Als Kind träumte sie davon, in einem Museum zu arbeiten oder als Journalistin. Ihren Schülern lebt sie vor, dass Menschen mit Behinderungen ganz normal ihren Job machen können und nicht in einem Schonraum leben müssen

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„Nach der Diagnose „Hörschädigung“ mit etwa 14 Jahren begann für mich eine Reihe von Untersuchungen, um der Ursache auf den Grund zu gehen. In der 11. Klasse bekam ich versuchsweise Hörgeräte, die ich nie getragen habe, da die Nachteile überwogen. In den großen Hörsälen an der Universität in Münster ging es nicht mehr ohne die Hörgeräte: seit dem 1. Semester gehörten sie zu meiner „Grundausstattung“ und zu meinem Leben. Weitere Hörtechnik wie eine FM-Anlage hatte ich nicht. Ich wusste nicht, dass es weitere Möglichkeiten überhaupt gab. So waren Vorlesungen anstrengend und die Tatsache, dass mein Mann, mit dem ich zusammen studiert habe, immer mehr mitgeschrieben hat, steigerte mein Selbstbewusstsein nicht. Als Doktorandin gehörten Vorträge, teils auf Englisch, zu meinen Aufgaben. Das habe ich als stressig empfunden. Dabei war ich vom Hörstatus noch weit von CIs entfernt.“

„Als Lehrerin bin ich heute Teil eines Teams von Kollegen. Gespräche mit Schülern, Beratung von Eltern, Organisation von Ausflügen und die Abiturprüfung – ohne Kommunikation läuft da nichts. Kollegen, mit denen ich mehr zusammenarbeite, unterstützen mich, z.B. durch die Benutzung der Mikrofone. Andere Kollegen wissen vermutlich nicht, was mit mir los ist. Bevor ich die Schülermikrofone und die Übertragungsanlage hatte, war es für die Schüler oft nervig, wenn ich ihre Beiträge nicht verstanden habe und nachfragen musste. Mit der Technik funktioniert es gut, und die Schüler erlebe ich als aufgeschlossen. Manchmal gibt es Missverständnisse, wenn ich in einer unruhigen Situation nicht den Sprecher orten kann, da das Richtungshören mit der Anlage nicht so ausgeprägt ist. Mir hilft sehr, wenn ich an möglichst wenig Orten im Gebäude bin und einen festen Klassenraum habe. Darüber hinaus kümmere ich mich an meiner Schule um die Umsetzung der Inklusion. Besonders schön ist es, die Schüler über einen längeren Zeitraum in ihrer Entwicklung zu begleiten und den ehemals Kleinen das Abiturzeugnis zu überreichen.“ 

 „Meine Hobbys sind meine große Familie – ich habe vier Kinder zwischen 14 und 18 Jahren – und Kultur im weitesten Sinne. Ich liebe Musik, beschäftige mich mit Literatur, besuche Ausstellungen und gehe gerne ins Theater und zu Konzerten. Einer meiner allerliebsten Orte in der Freizeit ist jedoch das Weserstadion, wo ich regelmäßig den SV Werder Bremen lautstark unterstütze. Im Stadion kann ich besonders gut abschalten! Wenn ich dann auch noch mit meiner Familie oder guten Freunden zusammen bin, ist alles perfekt. Im Alltag entspanne ich bei Spaziergängen mit unserem Hund.“

Dieser Artikel erschien zuerst in der Schnecke 106 / Dezember 2019.

Text: Nadja Ruranski, M.A. Fotos: privat.


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