Deutsche Badminton Meisterschaft - der schnellste Sport der Welt

Am 6. Juli 2024 fanden in Gündringen die 24. Deutschen Badminton Meisterschaften des Deutscher Schwerhörigen Sport-Verband e. V. statt. Schnecke-Autor Alexander Teske stand mit auf dem Siegertreppchen.

Am Ende nehmen wir Bonoso Garcia mit auf das Siegerpodest. Wir sind ja nur noch vier, da muss man zusammenhalten. Sportlicher Ehrgeiz hin oder her. Bei uns stehen ohnehin Spiel, Spaß und Salzbrezeln im Vordergrund.

Badminton - in Asien und Dänemark extrem beliebt

Vor ein paar Jahren habe ich Badminton für mich entdeckt. In Deutschland eine Randsportart, während sie dagegen in Asien und Dänemark sehr beliebt ist. Ich finde Badminton abwechslungsreich, spannend und anstrengend. Es gilt als schnellster Sport der Welt, da der Ball mit bis zu 600 km/h fliegt. Bei mir in der Kreisklasse sind es etwas weniger…

Mit Unterstützung des Heimatvereins zur Deutschen Meisterschaft

Vor Kurzem las ich von einer Deutschen Meisterschaft der Schwerhörigen. Da wollte ich hin. Nie hatte ich mit Schwerhörigen Badminton gespielt. Ich fragte meinen Bahrenfelder Turnverein von 1898, ob er für mich in den Landesbehindertensportverband und in den Deutschen Schwerhörigen Sportverband (DSSV) eintreten würde. Er tat es und beteiligte sich an Fahrt- und Übernachtungskosten.

Ernsthafter Sport mit Hobby-Spielern

Ich bin inzwischen 52 Jahre alt. Zu meiner Erleichterung sind zwei weitere Teilnehmer gleichalt. Nur Matthias Kroll ist fast 20 Jahre jünger. Er ist Seriensieger bei den Deutschen Meisterschaften. Weniger wegen seiner Jugend. Er ist einfach schlagfertiger. Weswegen er auch Nationalspieler der Gehörlosenmannschaft ist und sich mit dem BV Mühlacker durch die Landesliga schmettert.

Tipps vom Seriensieger

Meine Spiele gegen Matthias Kroll, der beidseitig mit Hörgeräten versorgt ist, verliere ich deutlich. Mehr als sieben Punkte bekomme ich in einem Satz nicht gegen ihn. In diesem Moment finde ich es gut, dass nur wenige zusehen. Aber Matthias gibt mir wertvolle Tipps wie ich meinen Aufschlag und den Drive verbessern kann.

Große Veranstaltung - bis in die 1990er

Zugegeben. Ich hatte mir das alles größer vorgestellt. Deutsche Meisterschaften. Vielleicht hundert Teilnehmer, Zuschauer, Presse. So war es wohl auch. Bis in die 90er Jahre. Es gab Doppel, Mixed und Damen-Einzel. Nun gibt es nur noch das Herren-Einzel.

Im vergangenen Jahr hatte sich Garcia kurzfristig verletzt. Da wurde die DM abgesagt. Sie wären nur zu dritt gewesen. Im Jahr davor fiel das Turnier coronabedingt aus.

Kaum noch aktive Mitglieder

„Wir hatten 1.000 Mitglieder. Heute sind es 200, von denen 50 aktiv sind. Der Altersdurchschnitt liegt bei 56 Jahren“, erzählt Reinhard Schmiedl. Er ist seit einem Jahr Präsident des DSSV. Und wuppt dort vieles allein. Personalnot. Über Neueintritte und Hilfe wäre er dankbar. Dabei gibt es bestimmt genügend Schwerhörige Badmintonspieler in Deutschland.

Weder Zeit noch Geld für Werbung

Schmiedl fehlen Zeit und Mittel, für die Werbetrommel. Immerhin kümmert sich Kroll nun um den Social-Media-Auftritt. Der DSSV hatte auf Instagram erst acht Follower.

Weniger Sportler wegen der Inklusion

„Früher haben sich die Schüler auf den Schulen für Schwerhörige vernetzt und gemeinsam Sport getrieben. Durch die Inklusion gibt es das weniger. Deswegen haben wir kaum jüngere Mitglieder“, sagt Schmiedl. Schwerhörige spielen nicht mehr in Vereinen für Schwerhörige, sondern mit Hörenden zusammen. Dazu kommt: Das Vereinsleben wirkt auf Jüngere wenig anziehend.

Ich erfahre aber, dass es auch eine DM der Gehörlosen gibt. Mit mehr Teilnehmenden. Aber auch dort werden es immer weniger. Vielleicht ist eine Fusion eine Lösung?

Austausch über Hörversorgung

Gleich zu Beginn muss ich gegen den Präsidenten ran. Er trägt ebenfalls zwei Hörgeräte und ist auf dem Parkett eine harte Nuss. Den ersten Satz verliere ich. Nur mit viel Kampf kann ich die nächsten beiden Sätze knapp für mich entscheiden.

Hörgeräte lüften

Mein Cochlea-Implantat, eine Single Unit, hält dank des Stirnbandes gut. Schmiedl muss erst einmal die nassgeschwitzten Hörgeräte lüften. Unser zweites Spiel gewinne ich dann 2:0. Allerdings sticht als Folge bei mir die Achillesferse links bei jedem Schritt.

Schmiedelverliert auch gegen Kroll. Der Serienmeister Kroll scheucht ihn entspannt über das Feld. In beiden Duellen. Aber von uns dreien kann Schmiedl am ehesten gegen Kroll punkten. Trotzdem steht am Ende ein 0:2. Auch Garcia bleibt chancenlos gegen den Serienmeister. In der Pause hat er erzählt, dass er auf der einen Seite mit einem Hörgerät und auf der anderen Seite mit einem CI versorgt ist.

Geschichten über die Hörreise in der Pause

Er hat sich bereits vor sieben Jahren operieren lassen und ist sehr zufrieden. Das neue Gerät ist bereits genehmigt worden. Da er besser mit dem CI hört als mit dem Hörgerät, überlegt er, sich auch auf der anderen Seite dem Eingriff für ein CI zu unterziehen.

Nächstes Jahr in Hamburg

Gastgeber der DM WAR der SV Gündringen, Garcias Heimatverein. Gündringen ist ein Ortsteil der malerischen Kleinstadt Nagold im Schwarzwald. Ort der Duelle ist die Festhalle – hier finden sonst Tanzveranstaltungen, Vereinssitzungen und Sommerfeste statt.

Zum Abschluss reckt  Kroll den Pokal in die Höhe. Mir wird die Silbermedaille umgehängt. Das Wochenende hat mir großen Spaß gebracht. Im nächsten Jahr wollen die anderen nach Hamburg kommen. Der Bahrenfelder TV freut sich auf sie. Ich bin gespannt wie viele kommen.

Alexander Teske