7. Januar 2020

Tennis ohne Ton

Als Ausgleich zur Arbeit im Büro tobt Norma Gänger sich gern mit Schläger und gelbem Filzball aus. Tennis ist ihr schnell zur Leidenschaft geworden. Doch an Punktspiele hat sich die CI-Trägerin bisher nicht herangetraut, außer beim internen Vereinspokal – und bis zu einem Tag im September. Ein Erfahrungsbericht.

Sebastian, ein Nationalspieler im Gehörlosensport, überzeugte mich, einfach bei den Deutschen Meisterschaften im Gehörlosentennis mitzumachen. Ich wurde sehr kurzfristig und herzlich vom Hamburger Gehörlosen-Sportverein aufgenommen und dieser hat sich sofort um meine Anmeldung beim Turnier gekümmert.

So stand ich am Freitag, 13. September 2019, nach einer Fortbildungsveranstaltung und dreistündigen Autofahrt auf einem Ascheplatz in Recklinghausen. Gehörlos, wohlgemerkt. Das ist für mich sehr ungewöhnlich, da ich immer mit Hörenden gespielt habe und meine CIs in der Regel nur zum Schlafen und Duschen ablege. Zum Glück hat mein Trainer mich vor dem Turnier immer aufgefordert, die Sprachprozessoren zur Gewöhnung in seiner Stunde wegzulassen.

Mein erstes Einzelspiel musste ich leider nach einem langen Kampf abgeben. Dafür konnte ich den Samstag darauf mit neuer Energie im Damen- und Mixed-Doppel starten, jeweils mit sehr starken Partnern, Theresa und Nils, die ich vorher nicht kannte, aber mit denen ich sofort warm wurde und heute noch in Kontakt stehe. Überhaupt waren beim Turnier nur tolle Persönlichkeiten, teils mit CIs und Hörgeräten und teils ganz ohne. Da wir beim Spiel alle gehörlos waren, waren wir alle gleich.

Ich hätte mir für mein erstes Turnier keine besseren Konditionen vorstellen können. Umgeben von so viel Gleichgesinntheit – Hörschädigung und Liebe zum Tennis! Nächstes Jahr bin ich wieder dabei!

Übrigens haben Theresa (Hammer-Aufschlag!) und ich zusammen das Finale erreicht und eine silberne Medaille mit nach Hause genommen. Es hat sich also in mehrfacher Hinsicht gelohnt. Ich kann nur jedem empfehlen, sich in welcher Sportart auch immer mit anderen Gehörlosen zu messen – nicht des Wettbewerbs, sondern mehr der Gemeinschaft wegen. Pures Glücksgefühl!

Norma Gänger



Foto mit Nils (links) und Sebastian (rechts); fotografiert von Lilian Klenk

 


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