21. Februar 2019

Wie kommt das Pferd ins Café?

Jacqueline Prinz hat bei der CI-Tags-Aktion 2018 eine Reise nach Bestwig im Hochsauerland gewonnen. Ihre Begleiterin Marlis schildert die dort erlebten Abenteuer.

Als wir uns häuslich eingerichtet hatten, wollten wir gleich unsere erste Wanderung starten. Wir haben uns die Wanderkarte rund um Bestwig angeschaut und beschlossen, dass unser erster Anlaufpunkt der berühmte Wasserfall sein sollte. Also los ging‘s.

Nur haben wir leider viel zu spät bemerkt, dass wir wohl die falsche Richtung eingeschlagen haben. Und die Wanderkarte hatten wir natürlich im Zimmer vergessen. Fazit war: Wir haben den Wasserfall natürlich nicht gefunden.

Aber irgendwo musste ja der Hauptweg sein, da mussten wir nur erst mal wieder hin. Wir sind an Koppeln für Pferde, Kühe und Schafe entlanggekraxelt. Am schlimmsten für mich war, dass es immer nur bergauf ging und das durch unwegsame Prärie. Dann, nach ganz viel Klettern, hatten wir einen Weg gefunden. Und, Gott sei Dank: eine BANK.

Dort war ein junger Mann damit beschäftigt, sein Auto zu reinigen. Er fragte uns, ob wir uns vielleicht ein wenig verlaufen hätten, was wir kleinlaut zugaben. Dieser Herr war dann so lieb und hat uns vom Forsthaus, wo wir hingelaufen waren, zum Landgasthof „Rüppel“ hinuntergefahren.

Als wir dort ankamen, wurde es sehr schnell dunkel, und ich habe Muskeln gespürt, wo ich nicht einmal wusste, dass dort welche waren.

Endlich: der Wasserfall!

Nach einem reichhaltigen Frühstück am nächsten Tag haben wir uns ein Taxi bestellt, das uns zum Wasserfall bringen sollte. Nach einer eher kurzen Fahrt sagte uns der Taxifahrer, dass wir nun im Ort sind, der Wasserfall heißt. Zum eigentlichen Wasserfall müssten wir zu Fuß hin gehen. Der Weg dorthin ist auch gut ausgeschildert. Na dann: auf ging‘s.

Es ging immer bergab. Und ich mit meinen kleinen Halbschuhen war bestens gerüstet zum Hinpurzeln. Das habe ich dann auch gleich zwei Mal gezeigt. Nach gut einer halben Stunde haben wir dann den „ Wasserfall“ erreicht. Wegen des trockenen Sommers war er nicht einmal ein Rinnsal.

Also sind wir wieder zurück. Wir wollten ja noch so einiges mehr sehen. Also ging es nun wieder bergan. Oh Mann, das war eine Herausforderung! Jackie hat mir einen stärkeren Knüppel gesucht, damit ich ein wenig mehr Halt kriegen konnte. Ich kam mir mit meinen 62 Jahren vor wie eine uralte Frau. Aber egal, es war trotz allem sehr lustig.

Auch beim Wiederanstieg habe ich noch einmal Bodenberührung gehabt. Wir haben dann aufgeatmet, als wir wieder im Ort Wasserfall ankamen. Wir wollten nun in den nächsten Ort. Dort soll ein gutes Café sein. So weit, so gut. Man hatte uns aber nicht gesagt, wie lang dieser Weg ist. Damit wir nicht auf der Straße laufen mussten, haben wir den Weg daneben genommen. Ich hatte schon Befürchtungen, dass es nun wieder bergauf gehen sollte und war sehr erleichtert, dass der Weg bergab verlief.

Weihnachtsbäume allüberall

Die Landschaft war einzigartig. Riesige Plantagen mit Weihnachtsbäumen. An einem Gelände war ein Schild angebracht: „Hier wachsen die Weihnachtsbäume von morgen“. Ein Baum schöner als der andere.

Nach einiger Zeit sind wir dann in Ramsbeck angekommen. Der Kuchen und der Kaffee waren sehr gut. Als wir dann wieder weitergehen wollten, war ein PFERD im Laden. Mir sind alle Gesichtszüge entglitten und ich habe mich geweigert, daran vorbei zu gehen. Ich habe zwar keine Angst vor Pferden, aber gehörigen Respekt. Es war ja um einiges größer als ich.

Jackie hat nur gelacht. Sie war so mutig und ist rausgegangen. Der Kopf des Pferdes war dann auch wieder draußen. Auch die Verkäuferinnen lachten herzlich. Sie kannten das Pferd und die Besitzerin schon sehr lange. Das Pferd bekam sein Brot und hat es auf dem Rasen neben dem Café genüsslich verspeist. Als ich mich wieder sicher gefühlt hatte, bin ich auch raus aus dem Café. Jackie hat noch Fotos davon gemacht. Sie sagte, das glaube uns sonst niemand.

Wir wollten dann noch zum Bergwerk und in den Stollen hinein. Laut Karte war es nicht weit von unserem Standort. Ca.700m. Es waren dann doch einige Kilometer. So ungefähr 7,5.

Egal, wir wollten unbedingt mal ein Bergwerk sehen. Unterwegs ist uns aufgefallen, dass kaum ein Hausbesitzer die Garage abgeschlossen hat. Auch standen viele Haustüren offen. Das wäre bei uns in Rostock undenkbar.

Eine Idee für zu Hause

Wir kamen am Bergwerk an und hatten Glück: Eine Einfahrt in den Stollen würde es noch geben. Wir hatten Zeit, uns das dazu gehörige Museum anzusehen. Wir haben dort einen Einblick in die Förderung von Quarzen, Mineralien und Erzen bekommen. Wir waren ganz schön fasziniert.

Von den Umkleideräumen der Kumpel waren wir beide sehr angetan. Es hängen unzählige Rohre an den Decken. Sie haben einen Durchmesser von ca. einem halben Meter und sind etwa einen Meter lang. In der Mitte ein vierarmiger Haken. Und an der Wand sind Ketten. Die führen zu je einer Röhre. Mit diesen Ketten wird der Haken runter oder auch hoch gezogen. Am Haken hängt die Zivilkleidung oder nach der Schicht die Arbeitskluft. So ist der Umkleideraum immer aufgeräumt. Toll, vielleicht eine Idee für zu Hause.

Dann war es soweit, dass wir in den Stollen reinfahren konnten. Zuvor gab es aber noch für jeden Teilnehmer einen blauen Kittel und einen Schutzhelm. Die Helme waren für Jackie und mich eine echte Herausforderung. Hatten wir den Helm so eingestellt, dass er richtig saß, war der Magnet vom CI ab. Und wenn wir die Helme enger gestellt haben, dann wackelte die ganze Geschichte.

Der Zug bestand aus Loren mit Gittern vor dem Einstieg. Wir saßen auf Holzbänken, und vor der Fahrt wurden die Gitter von außen verriegelt. Wir fuhren im Dunkeln ca. 1,4 km stolleneinwärts. Als es wieder heller wurde, sind wir ausgestiegen und noch eine ganze Weile zu Fuß weiter. Zuerst kamen wir an eine riesige Turbine, das Herz des Stollens. Ein Stück weiter kamen wir an eine Bohrmaschine. Es ist eine riesige Vorrichtung, die gleichzeitig fünf Bohrer betreibt.

Man hatte uns vorgewarnt, dass es nun sehr laut werden würde. Der Bohrer hat eine Lautstärke von 94 Dezibel. Gehört haben wir beide nichts, dafür aber am ganzen Körper gespürt. Beim Weitergehen erzählte man uns auch, dass es keine Toiletten gab. Also standen in den Nischen Kübel mit Deckel. Und die mussten ja auch gereinigt werden. Das musste immer einer machen, der in irgendeiner Weise negativ aufgefallen war. Der musste die Kübel einsammeln und nach oben bringen, ausleeren und sauber machen. Das war natürlich eine sehr leckere Angelegenheit.

100 Kilometer Botanik

Dann sahen wir noch die Förderkörbe, in die immer zwölf Kumpel rein mussten, und ab ging es in rasender Geschwindigkeit in die Tiefe. Das Bergwerk hatte zwölf Stollen. Wir waren im 3. Stollen. Es ist für mich ein beengendes Gefühl, wenn man weiß, man ist in einem Berg mittendrin. Die unteren Stollen sind geflutet worden. Darüber nachdenken darf ich aber nicht. Wir haben uns dann noch die Alarmanlagen angesehen. Und schon war die Führung zu Ende.

Jackie und ich haben uns die Frage gestellt, ob wir auch allein in den Stollen gefahren wären. Wir haben es beide verneint.

Ein Ziel hatten wir uns noch gesetzt. Wir wollten die alte Mühle sehen, die unter Denkmalschutz steht. Die lag auf dem Weg zum Hotel. Die Mühle haben wir auch gefunden, aber wir konnten nicht viel sehen. Es war keine Geschäftszeit mehr.

Diesmal hatten wir die Wanderkarte dabei und Jackie konnte sie auch lesen. Wir suchten uns die kürzeste Strecke zu unserem Hotel raus. Immer entlang der Straße. Leider sind keine Kilometerangaben auf der Karte. So sind wir dann noch über sieben Kilometer die Straße entlang gestiefelt. Die letzten Meter zum Hotel musste ich mich zwingen, weiter zu gehen.

Wir sind an zwei Tagen gefühlte 100 km zu Fuß durch die Botanik gelaufen. Aber alles im allem war es ein wunderschönes Wochenende, und wir hatten sehr viel Spaß. Am Sonntag ging es dann wieder nach Hause an die wunderschöne Ostsee. (Reklame wird doch wohl erlaubt sein.)

Marlis

Fotos: privat


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