Düsseldorf 5.-7. Oktober 2017

„Es gibt schon tolle Sachen!“

Wie es bereits Tradition hat, informieren auch 2017 Mitglieder des CIV NRW Besucher der Rehacare in Düsseldorf über das Leben mit einem Cochlea Implantat. Die Rehacare ist DIE internationale Fachmesse für Rehabilitation und Pflege.

Am ersten Messetag fanden Bernadette Weibel, Elvira Mager und Klaus Heinemann kaum Zeit, zwischendurch „in Ruhe mal’n halbes Brot zu essen“, wie Bernadette Weibel (lachend) klagte. Am Auftakt-Tag der Messe, die sich in fünf großen Hallen breitmacht, kommen viele Schulklassen mit ihren Lehrern auf das Messegelände. Nicht wenige haben offenkundig den Auftrag herauszufinden, was es mit diesen Dingern auf sich hat, die Taube wieder hören lassen.

Veronika Albers vom Internat des Diakoniewerks Essen plant an ihrem Internat für 2018 einen „Tag des Ohres“ und nutzte die Messe, um schon mal abzuklären, wie der nordrhein-westfälische Regionalverband der Deutschen Cochlea Implantat Gesellschaft dabei mitwirken kann.

„Es macht Spaß, es macht richtig Spaß,“ stellte Elvira Mager glaubhaft fest: „Das ist richtig cool manchmal.“ Die Besucher der Düsseldorfer Messe zahlen Eintritt, sie müssen nicht erst angesprochen und motiviert werden, sich über Hör- und andere Hilfen zu informieren. Die allermeisten kommen mit gezielten Fragen auf die Rehacare – und viele von ihnen an den Stand des CIV NRW, der Teil eines kleinen „Themenparks Hören“ ist. Gleich nebenan informiert die Deutsche Tinnitus-Liga, die deutsche Hörgeschädigten Selbsthilfe ist vertreten, aber auch engagierte Firmen wie Bagus Auge+Ohr, Reha ComTech oder Humantechnik.

Umgeben ist der Themenpark Hören von durchaus spektakuläreren Ausstellungsobjekten. „Es gibt schon tolle Sachen!“, rief ein Besucher angesichts eines speziell für gehbehinderte Menschen ausgerüsteten Trikes.

Die Herstellerfirma des glitzernden Dreirads führt ein Zitat der französischen Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Simone de Beauvoir ins Feld: „Das Glück besteht darin zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.“

Dabei helfen, neben Fahrzeugen aller Art, deren ausgeklügelte Technik wohl selbst den James-Bond-Tüftler Mister Q neidisch machen könnte, wuchtige Massagesessel oder Trainingshilfen, aber auch selbstklebende Kondom-Urinale oder „Softwarelösungen für das Gesundheitswesen“.  Ein Rundgang über die Rehacare lässt keinen Zweifel daran, dass Inklusion kein leeres Wort ist, sondern die Überschrift über einem großen und wachsenden Markt.

Das Thema Sport mit Behinderungen stellt 2017 einen Schwerpunkt dar. Besucher können ihre Fertigkeiten an allerlei Geräten erproben. Besonders herausfordernd: Ein riesiger Roboter, der zum Rodeo-Reiten einlädt: Gleichgewichts- und Körpertraining auf Wildwest-Art.

Neben Schülern, Studenten und Patienten besuchen auch Betreiber von Reha-Einrichtungen jeder Art und aus aller Welt die Düsseldorfer Messe. Beim Rundgang sind fast mehr spanische, italienische, englische oder russischen Satzfetzen aufzuschnappen als deutsche.

Zwischen all der High Tech wirkten Stände, an denen schlichte Klangschalen oder schicke Gehstöcke angeboten werden, wie Oasen der Ruhe – wenn nicht auch sie durchaus ihr Publikum anzögen.

Klaus Heinemann, Elvira Mager und Bernadette Weibel dürften sich derweil gelegentlich selbst wie Ausstellungstücke vorkommen. Alle drei sind selbst CI-Träger, was Besuchern schon mal die Frage entlockt: „Kann ich mal anfassen?“

Elvira Mager findet das durchaus nicht aufdringlich: „Nur so kann man das rüber bringen, was es heißt, ein CI zu tragen.“ Früher hätten Besucher schon mal gestaunt, dass unter dem Magneten kein Loch im Kopf war. Das Wissen über das CI ist seither offensichtlich gewachsen. Das Engagement der Selbsthilfegruppen wie jener des CIV NRW hat dabei zweifellos eine zentrale Rolle gespielt. (uk)

 

 

 


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