16. Juli 2021
„Sprechen Sie viel mit Ihrem Kind“: Ein Trainingsprogramm für Eltern hörbeeinträchtigter Kinder
Zwei Fachkolleginnen des CI-Herstellers Med-el führten in Kooperation mit dem CIC Wilhelm Hirte ein Elterntrainingsprogramm durch – coronabedingt fand dieses online statt. Ein Bericht von Dr. Barbara Eßer-Leyding.
Med-el Referentinnen Annika Franzkowiak und Corinna Schaar
Das Angebot der Rehabilitations-Fachkolleginnen der Fa. MED-EL zu einem Elterntrainingsprogramm wollten wir gerne unseren Eltern zukommen lassen. So planten wir gemeinsam mit Corinna Schaar und Anika Franzkowiak zwei Wochenenden in 2021, an denen Eltern hier im CIC gemeinsam Zeit verbringen und dabei etwas über die verschiedenen Schritte in der Hör- und Sprachentwicklung lernen konnten.
Die Umstände der Pandemie erforderten jedoch auch hier neue Wege, so dass die Referentinnen den Workshop erstmalig nicht in Präsenz, sondern als Online-Variante durchführten. Herzlichen Dank an dieser Stelle für das mehrmalige Anpassen der Termine und schließlich auch der Inhalte!
Leider gingen uns auf diesem Wege der Terminverlegungen einige Eltern verloren, die die neuen Termine dann nicht mehr wahrnehmen konnten. Für andere wäre es möglicherweise eine Chance gewesen, online doch teilnehmen zu können.
Im Modul 1 stellten die Referentinnen Grundlagen zur Hörentwicklung und Einflussfaktoren auf diese dar. Als praktisches „Werkzeug“ zur raschen Überprüfung der sprachrelevanten Frequenzen wurde der Ling-Laute-Test vorgestellt. Zur Förderung der Höraufmerksamkeit wurden geeignete Spiele angesprochen. Zudem strichen Corinna Schaar und Anika Franzkowiak heraus, wie wichtig es ist, die Audioprozessoren wirklich solange wie möglich in den wachen Stunden zu tragen – und dazu zählt auch das Bad in der Badewanne (natürlich dann mit Wasserschutzhülle!).
Die Bedeutung von Hintergrundgeräuschen auf die Sprachwahrnehmung wurde ebenso thematisiert wie der Hinweis, möglichst nahe am Audioprozessor zu sprechen, insbesondere bei jungen Kindern, die häufig z. B. beim Vorlesen auf dem Schoß sitzen.
Die Meilensteine der Spiel- und der Sprachentwicklung helfen zu verstehen, auf welcher Entwicklungsstufe sich das eigene Kind befindet, um das Kind zu unterstützen, die nächsten Schritte zu erreichen. Es mag banal klingen und ist doch so wichtig: Sprechen Sie viel mit dem Kind – nur so kann es sich sprachlich weiterentwickeln!
Im dritten Modul an einem Freitagnachmittag erhielten die Eltern zahlreiche Tipps, wie sie im Alltag die Sprachentwicklung ihres Kindes fördern können. In praktischen Übungen wurde die Umsetzung diskutiert und eigene Ideen konnten entwickelt und eingebracht werden, so dass alle Teilnehmenden profitierten.
Die Module 4-6 fanden wieder an einem Wochenende (Freitag und Samstag) statt. Nun standen Bücher im Mittelpunkt und allen voran das selbst erstellte Erlebnistagebuch. Einige Eltern kannten dies bereits, andere waren sehr motiviert, ein solches Buch für ihr Kind anzulegen.
Der steigenden Sprachkompetenz der Kinder Rechnung tragend, wurde nun die Förderung komplexer Sprachfähigkeiten vorgestellt. Ob der Wortschatz erweitert wird, die mentale und die emotionale Entwicklung voranschreiten und dies auch in der Sprachförderung aufgegriffen wird – es gab noch viele interessante Themen zu besprechen.
Zum Abschluss stellten Corinna Schaar und Anika Franzkowiak die verschiedenen Materialien für Eltern, die MED-EL dafür zum Herunterladen oder Bestellen auf der MED-EL Website (https://www.medel.com/de/support/rehab/rehabilitation) anbietet, vor.
Der Workshop war inhaltlich und auch in der Präsentation hervorragend vorbereitet. Die Referentinnen luden immer wieder zu Übungen oder auch zum Austausch ein, den die Eltern angeregt annahmen. Auf ihre Fragen erhielten die Mütter kompetente Antworten zum Thema Hör- und Sprachentwicklung.
Auch wenn wir uns einen Online-Workshop vermutlich alle zunächst nicht vorstellen konnten, verlief dieser doch über mehrere Wochen mit gleichbleibendem Interesse und Beteiligung der Eltern. Formal können wir das Fazit ziehen: Es funktioniert überraschend gut auch online! Der Austausch und die Durchführungen der geplanten praktischen Übungen zum Alltagstransfer des Gelernten wäre in Präsenz jedoch vermutlich intensiver ausgefallen. Das Online-Angebot hat den großen Vorteil, dass Reisezeit entfällt und vermutlich die Kinderbetreuung so leichter zu organisieren ist.
Inhaltlich konnten meinem Eindruck nach alle Eltern etwas mitnehmen, manche werden das eine oder andere auch erst später nutzen, wenn das Kind in seiner Entwicklung weiter ist. Die Eltern berichteten von kreativen Ideen, wie sie im Alltag die Sprachentwicklung ihres Kindes fördern.
Meine Erkenntnis ist erneut: Eltern können maßgeblich förderlich auf die Hör- und Sprachentwicklung ihres Kindes einwirken. Ich würde allen Eltern die Erkenntnisse und Einblicke aus dem Workshop wünschen – und ihren Kindern die damit verbundene elterliche Unterstützung.
Dank an alle, die zu diesem inhaltlich dicht gefüllten und zugleich kurzweiligen Workshop beigetragen haben!
Text: Barbara Eßer-Leyding, CIC- Wilhelm Hirte, Hannover, Foto und Grafik: Med-el
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