24. August 2021
Nora-App hilft ab Herbst 2021 im Notfall
Wie können Hörgeschädigte über einen Alarm, eine Unwetterwarnung oder ähnliches informiert werden? Wie setzen Sie selbst einen Notruf ab? Ab Herbst 2021 gibt es dafür die nora App. Sie ermöglicht einen direkten Kontakt zu einer Rettungsleitstelle – per Chat.
Im Notfall per Telefon um Hilfe rufen? Bisher war das für Hörgeschädigte eher schwierig. Der sonst über die 112 oder 110 übliche Sprach-Notruf erfordert schließlich die Fähigkeit gut zu hören. Das Notruf-Fax wiederum ist nicht besonders mobil und erlaubt auch keine Rückfragen. Hörgeschädigten blieb deshalb bisher dafür nur der Tess Relay-Dienst, der per Video-Anruf funktioniert und mit DGS-Dolmetschern arbeitet. Sie nehmen den Notruf auf und geben ihn sprechend weiter – ein Zeitverzug, der mitunter schwierig werden kann. Doch ab Herbst 2021 gibt es eine neue App, bei der man ohne Hören und Sprechen direkt mit den Leitstellen verbunden wird und per Chat kommunizieren kann: Die nora Notruf-App!
Was macht nora?
Die nora Notruf-App für iOS und Android nimmt barrierefrei den Notruf entgegen. Dazu werden einfach verständliche Schlagworte und Piktogramme verwendet. Die App ist einfach zu bedienen, klar strukturiert und hat einen hohen Kontrast. Ein über die nora App abgesetzter Notruf kommt in einer der 303 deutschlandweiten Leitstellen von Polizei und Rettungsdienst in einer speziellen Anwendung an. Durch Ortung des Handys nimmt den Notruf außerdem die für den Notrufenden richtige Leitstelle entgegen. Die Leitstellen erkennen direkt in der Anwendung, wer den Notruf sendet und um welchen Notfall es sich handelt.
Erstanmeldung wichtig
Dafür ist bei der ersten Nutzung eine kostenfreie Anmeldung notwendig. Außerdem sollte man unter „Persönliche Angaben“ einige Daten über sich hinterlegen, etwa welche Vorerkrankungen man hat oder welche Behinderung. Es lässt sich zudem hinterlegen, dass man nicht sprechen kann. Das ist nicht nur für die Rettungskräfte vor Ort wichtig zu wissen, sondern auch für die Leitstelle, die dann per Chat Nachfragen stellen kann. Der Betroffene selbst stellt seine Nachfragen ebenfalls per Chat und bleibt so in Verbindung mit den Rettern. Wird das Handy weggesteckt, kommen Push-Nachrichten, sobald die Rettungsleitstelle etwas schreibt.
Wie funktioniert nora?
Damit das alles zeitnah und am richtigen Ort klappt, ortet die App den Handybesitzer und ermittelt die richtige Leitstelle. Ruft man für jemand anderes um Hilfe, lässt sich auch ein alternativer Ort eingeben. Im Anschluss fragt die App per Menüführung, was passiert ist – ob man also die Polizei, Rettung oder Feuerwehr braucht. Sie fragt nach den Details, etwa bei Feuer wie viele Stockwerke das Haus hat und ob noch Menschen drinnen sind. Oder bei einer Verletzung, was genau passiert ist. Unter Polizei kann man sogar angeben, dass beispielsweise Diebe im Haus sind oder dass man bedroht wird. Abschließend zeigt die App eine Zusammenfassung an, die dann abgeschickt werden muss. In der Leitstelle kommen diese Daten direkt in der Anwendung an. Die Retter sehe, dass die den Notruf absetzende Person nicht sprechen kann und können per Chat im Mitteilungsfenster Rückfragen stellen oder Informationen geben.
Lange Testphase
Damit der Notruf per App wirklich funktioniert, wurde nora von April bis Juli 2021 intensiv mit 400 Personen getestet. Seit Juni gibt es Schulungen für die Leitstellen. Außerdem führten die Verantwortlichen zahlreiche Überlastungstests durch. Denn im Falle eines Falles MUSS die App funktionieren. Da bis Juli die App aber leider noch nicht schnell genug ortete und Benachrichtigung zustellte, verschob man den Veröffentlichungstermin auf Ende des dritten Quartals 2021, also September.
Wer hat’s gemacht?
Über die Funktionen der nora App klärte Jan Stracke vom Innenministerium Nordrhein-Westfalen die DCIG-Mitglieder bei der Abschlussveranstaltung von „Gemeinsam gegen Hörbarrieren“ im Juni 2021 in einem Vortrag auf. Das Innenministerium Nordrhein-Westfalen war zwar federführend bei der Entwicklung dieses alternativen Notrufs, tatsächlich aber funktioniert die nora App ab Herbst bundesweit. Dazu musste die App nicht nur den rechtlichen Rahmenbedingungen aller 16 Bundesländer genügen, auch mit dem Vergaberecht und den Patenten mussten sich die Verantwortlichen intensiv auseinandersetzen. Wichtig war nämlich, dass die IT-Sicherheit und der Datenschutz für ganz Deutschland gilt. Diese Barriere hat nora inzwischen ebenso genommen, wie sie Barrieren von Menschen mit Hör- und Sprachbehinderung nehmen wird. Im Notfall wird diesen ab Herbst 2021 mit der nora App gut geholfen.
Weitere Informationen sind zu finden unter www.nora-notruf.de
Fotos: Land Nordrhein-Westfalen, Text: Charlotte Erdmann
Notruf-App nora ist wieder verfügbar
Aufgrund einer großen Anzahl von Registrierungen musste die Notruf-App nora im September 2021 aus den App-Stores entfernt werden. Seitdem konnte man die App lediglich über den Support bekommen. Dieses Angebot haben viele genutzt. Seither läuft die App ohne Zwischenfälle und das System arbeitet sehr stabil. In den vergangenen Wochen hat die Koordinierungsstelle Notruf-App-System, erfolgreich an verschiedenen Lösungen gearbeitet. Ab sofort kann die Notruf-App kostenlos wieder aus den App-Stores für Android und iOS herunter-geladen werden. Nach der Registrierung ist die App umgehend betriebsbereit und löst Notrufe aus. Aus diesem Grund sollte die App nur über den „Demo-Modus“, den man im Menü auswählen kann, getestet werden. Wer dies nicht beachtet, alarmiert die Einsatzkräfte durch das Absenden von Notrufen auf dem Start-Bildschirm.
Quelle: www.im.nrw
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