28. Januar 2019
Stellungnahme von Jürgen Dusel
Anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus mahnt der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen auch zu mehr Achtsamkeit im Umgang mit Menschen mit Behinderungen.
Hier ist seine Stellungnahme im Wortlaut:
„Mit unserem Gedenken wollen wir an die Opfer der „Euthanasie“-Morde und ihre Angehörigen erinnern, aber auch Geschichte als Mahnung begreifen. Es ist wichtig, das Wissen um das schreckliche Leid, das Menschen unter dem Nationalsozialismus erfahren mussten, wachzuhalten, damit solche menschenverachtenden Taten nie wieder geschehen. Die Erinnerung mahnt und verpflichtet uns, denjenigen klar entgegenzutreten, die den Nationalsozialismus verharmlosen, relativieren oder gar leugnen, denn damit verhöhnen sie die Opfer. Ich rufe dazu auf, nicht wegzuschauen, sondern solidarisch zu handeln, wenn heute Menschen herabgewürdigt und ausgegrenzt werden. Inklusion ist für unser demokratisches Gemeinwesen etwas ungeheuer Wichtiges! Es geht um Gleichberechtigung, Respekt und Anerkennung von Vielfalt, es geht auch um soziale Gerechtigkeit. Inklusive Erinnerungskultur ist Teil unserer Demokratie. Lassen Sie uns deshalb weiter daran arbeiten, dass Barrieren in den Köpfen fallen.“
Am 28. Januar, um 12 Uhr, wird der Beauftragte am Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde einen Kranz niederlegen. Das Gedenken wird am Abend im Kleisthaus, dem Dienstsitz des Behindertenbeauftragten, fortgesetzt. Unter dem Titel „Geschichte gehört auch uns: Menschen mit Lernschwierigkeiten stellen ihre Arbeit in der Gedenkstätte für die Opfer der „Euthanasie“-Morde in Brandenburg/Havel vor“ beginnt um 19 Uhr eine interaktive Führung (Mauerstr. 53, 10117 Berlin). An mehreren Stationen können die Besucher und Besucherinnen ins Gespräch mit den Guides mit Lernschwierigkeiten und dem Personal der Gedenkstätte Brandenburg an der Havel kommen und mehr über deren Arbeit erfahren. Die Gedenkstätte ist ein Leuchtturmprojekt für inklusive Erinnerungskultur und fordert die Besucher*innen auf, in einen gemeinsamen Dialog zu treten.
Hintergrund: In der Zeit des Nationalsozialismus fielen über 70.000 Menschen der sogenannten Aktion T4 zum Opfer. „Aktion T4“ bezeichnet rückblickend die systematische Ermordung von Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in Deutschland unter Leitung der „Zentraldienststelle T4“ in der Tiergartenstraße 4. Diese Aktion war Teil der Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus mit über 200.000 Opfern."
Jürgel Dusel
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