02. Juni 2017
WHO fordert Maßnahmen zur Eindämmung von Hörverlusten
Zum ersten Mal seit 22 Jahren hat sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit den Ursachen für und den Auswirkungen von Hörverlusten befasst. In einer Ende Mai 2017 in Genf verabschiedeten Resolution fordert sie alle Mitgliedsstaaten zu detaillierten Maßnahmen zur Vorbeugung gegen Hörverluste auf.
Weltweit sind 360 Millionen Menschen, also rund fünf Prozent der Weltbevölkerung, von einschränkendem Hörverlust betroffen. Dennoch hatte es dieses Thema bislang nie auf die globale Gesundheitsagenda des Entscheidungsgremiums der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geschafft.
In der Resolution werden nun wichtige Schritte zum Kampf gegen die Auswirkungen von Taubheit und Hörverlust dargelegt, darunter:
• Stärkung des Bewusstseins für die große Verbreitung von Hörverlust sowie für seine sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen unter den Entscheidern und in der Gesellschaft
• Besserer Zugang zu bezahlbaren, qualitativ hochwertigen Hörlösungen, darunter auch Hörgeräten und Cochlea-Implantaten, als Teil der universellen Gesundheitsversorgung
• Erweiterung der Untersuchungsprogramme zur Früherkennung und Diagnostizierung von Ohrerkrankungen und Hörverlust, wobei der Schwerpunkt Säuglingen, Kleinkindern und älteren Erwachsenen gilt
• Stärkung des Bewusstseins für die Gefahren von Hörverlust durch Lärm sowie Umsetzung von Maßnahmen zur Bekämpfung von Lärmexposition am Arbeitsplatz, in der Umwelt und in der Freizeit • Bessere Erfassung von Informationen zu Ohrerkrankungen und Hörverlust, damit die politischen Entscheidungsträger über eine bessere Grundlage für die Erarbeitung evidenzbasierter Strategien verfügen
Viele Ursachen von Hörverlust können durch öffentliche Gesundheitsmaßnahmen vermieden werden. Schätzungen gehen davon aus, dass 60 Prozent aller Fälle von Hörverlust bei Kindern vermeidbar sind. In Ländern mit einem niedrigen bis mittleren Einkommensniveau ist diese Zahl höher (75 Prozent); in Ländern mit höheren Einkommen dagegen niedriger (49 Prozent).
Die Chefs der Herstellerfirmen von Cochlea Implantaten und anderer Hörhilfen, Cochlear und Med-el , begrüßten die Resolution umgehend. Beide fordern nun Sofortmaßnahmen von den Mitgliedsstaaten, um dieses zentrale Gesundheits- und Gesellschaftsthema in Angriff zu nehmen. DCIG-Präsident Roland Zeh hatte in einem Schreiben an Bundesgesundheitsminister Gröhe die Bundesregierung aufgefordert, zum Gelingen der Resolution beizutragen. Er sieht die Verabschiedung der Resolution auch als Folge des Engagements von Patienten und Versorgern.
Ingeborg Hochmair, CEO von Med-el und Miterfinderin des ersten mehrkanaligen Cochlea Implantats, erklärte: „Als Unternehmen, das es sich zum Ziel gesetzt hat, Hörverlust als Kommunikationsbarriere zu überwinden, sind wir unglaublich stolz, dass wir zu diesem Erfolg beitragen können.“ Nun gelte es, dieser Resolution auch Taten folgen zu lassen. So sollen die Mitgliedsstaaten nun beispielsweise zügig den Weg für Hör-Screenings für Erwachsene ebnen, damit Hörverlust möglichst frühzeitig behandelt werden kann. Auch bei der Datenerhebung zum Thema Hörverlust in der Bevölkerung besteht Handlungsbedarf. Sie ist als Informationsgrundlage notwendig, um geeignete Maßnahmen zu entwickeln und sinnvoll umzusetzen.
Chris Smith, CEO & President von Cochlear, erklärte: „Diese Resolution gibt vielen Menschen mit Hörverlust neue Hoffnung, und zwar ungeachtet ihres Alters und ihrer Herkunft. In einigen Ländern sind Kinder mit Hörverlust von der Schulbildung ausgeschlossen. Betroffene Erwachsene finden keine Arbeit oder können ihr berufliches Potenzial nicht ausschöpfen, ältere Menschen sehen sich bei unbehandeltem Hörverlust mit kostspieligen gesundheitlichen Problemen konfrontiert."
Smith sprach von einem „Meilenstein“. Die Umsetzung der Resolution könnte „für Millionen Menschen und viele Gesellschaften eine erhebliche Erleichterung bedeuten.“
Hörverlust schränkt nicht nur die Kommunikation ein – für Betroffene hat er auch massive Auswirkungen auf Bildung, Einkommen und sozialen Status. Aktuelle Studien weisen zudem eine Verbindung zu einer Reihe anderer gesundheitlicher Probleme nach. Schwerhörigkeit wird etwa mit einem rascheren geistigen Abbau im Alter, Depressionen und Demenz - einer der größten Belastungen für Gesundheitssysteme weltweit – in Zusammenhang gebracht. Die WHO schätzt die sozialen und wirtschaftlichen Folgekosten unbehandelten Hörverlusts auf rund 750 - 790 Mrd. USD jährlich.
Über die Weltgesundheitsversammlung 2017
Die Weltgesundheitsversammlung ist das Entscheidungsgremium der Weltgesundheitsorganisation. Die Delegierten aller WHO Mitgliedsstaaten treffen zusammen, um eine vom Exekutivrat vorbereitete spezifische Gesundheitsagenda abzuarbeiten. Die Weltgesundheitsversammlung legt die Programme der Organisation fest, ernennt den Generaldirektor, überwacht die finanziellen Geschäfte und prüft und genehmigt Budgetvorschläge. Die Weltgesundheitsversammlung findet jährlich in Genf, Schweiz, statt.
Quelle: Weltgesundheitsorganisation (WHO)
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