27. November 2019
Interesse am Thema Hören
Ein Bericht zum Erlanger Hörtag, der Anfang November zum 10. Mal durchgeführt wurde.
„Restaurantbesuche, Familienfeiern und größere Menschenansammlungen meide ich schon seit Jahren. Ich verstehe sowieso nichts. Dabei war ich früher immer sehr gesellig.“ Diese oder ähnliche Aussagen hören wir immer wieder von unseren Patienten, wenn sie uns zum ersten Mal aufsuchen. Oftmals leiden sie jahrelang unter ihrer Schwerhörigkeit und führen im schlimmsten Fall ein Leben in völliger Isolation. Dabei ist in vielen Fällen Hilfe möglich. Sogar bei sehr schweren Formen der Hörminderung.
Um über das Thema der Schwerhörigkeit und verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zu informieren, veranstalten das Hörzentrum Nordbayern und das Cochlea-Implantat-Centrum Erlangen (CICERO) und der Verein Hören Schenken e.V. jährlich den Erlanger Hörtag. Die Veranstaltung richtet sich an alle Menschen, die an dem Thema Hören interessiert sind. Im Rahmen von Fachvorträgen werden Betroffene, Angehörige oder anderweitig Interessierte informiert. Daneben erhalten die Besucher im Rahmen einer Ausstellung die Möglichkeit, ins persönliche Gespräch mit Experten und den Selbsthilfegruppen zu kommen. Am 9. November 2019 wurde der Erlanger Hörtag zum 10. Mal durchgeführt. Dabei übernahm auch in diesem Jahr Dr. Günther Beckstein, Bayerischer Ministerpräsident a.D., der selbst Cochlea-Implantat (CI)-Träger ist, die Schirmherrschaft.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Dr. Heinrich Iro, der das CICERO gemeinsam mit Prof. Dr. Dr. Ulrich Hoppe im Jahre 2009 gründete. Was ein CI ist und wie es funktioniert, erfuhren die Besucher in einem Vortrag von Prof. Dr. Dr. Ulrich Hoppe. Er gab aber auch einen Überblick zu den Anfängen der CI-Versorgung und künftige Herausforderungen in Technik und Medizin. Frau Ulrike Knörnschild, die im CICERO als Logopädin tätig ist, informierte die Besucher darüber, wie Patienten nach der Implantation eines CI wieder lernen, damit zu hören und zu verstehen. Sie erklärte, dass in der CI-Nachsorge neben Logopäden auch Ärzte, Ergotherapeuten, Psychologen und Audiologen gemeinsam mit dem Patienten daran arbeiten, das bestmögliche Hörergebnis zu erzielen. Dr. Tim Liebscher, der als Audiologe im CICERO tätig ist, beschrieb die Aufgaben der Audiologen und informierte die Besucher darüber, wie die technische Einstellung erfolgt.
Er ging in seinem Vortrag auch auf die Bedeutung objektiver elektrophysiologischer Messungen ein, um die CI-Einstellung zu optimieren. Matthias Bock von der Sivantos GmbH Erlangen beschrieb ausführlich die neuesten Entwicklungen bei Hörsystemen. So wird die Bluetooth-Technologie mehr und mehr Standard in der Hörsystemtechnologie zur drahtlosen Ankopplung von Telefon und Fernsehgeräten. Herr Andreas Wecks, Fachanwalt für Sozialrecht, erklärte, welche Rechte schwerhörige Menschen gegenüber ihrer Krankenkasse haben und wie sie ihren Anspruch auf Hörhilfen durchsetzen können. Insbesondere beschrieb er das völlig unterschätzte Instrument der „Genehmigungsfiktion“. Dies bedeute, dass Anträge bei der Krankenkasse, die nicht innerhalb von drei (in Ausnahmefällen auch sechs) Wochen entschieden wurden, automatisch als bewilligt gelten. Dieses Instrument werde nahezu gar nicht von den Betroffenen eingesetzt.
Neben den Fachvorträgen gab es auch in diesem Jahr Raum für den persönlichen Austausch mit Experten. Eine umfangreiche Ausstellung bot die Möglichkeit, mit Herstellern von Hörgeräten und CI-Systemen sowie Mitgliedern von verschiedenen lokalen und regionalen Selbsthilfegruppen in Kontakt zu treten. Besonders wichtig war für viele Menschen der Kontakt auch zu CI-versorgten Menschen.
Der Hörtag wurde in diesem Jahr von weit über dreihundert Teilnehmern besucht, die Rückmeldungen durchweg positiv. Auch im nächsten Jahr wird es wieder einen Hörtag in Erlangen geben, um auf das Thema der Schwerhörigkeit und die Möglichkeiten der Hörverbesserung aufmerksam zu machen. Dieser wird am 17. Oktober 2020 stattfinden.
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