12. November 2023

CIICA-Umfrage: 96 Prozent der CI Nutzer (sehr) zufrieden

72 Prozent der Cochlea-Implantat-Trägerinnen und Träger sind zufrieden, 24 Prozent sogar sehr zufrieden. Das hat eine Umfrage der weltweiten Selbsthilfe CIICA ergeben.

Grafik: 96 Prozent der CI-Träger zufrieden

Teilnehmer der Umfrage berichten, dass das CI die beste Entscheidung des Lebens gewesen sei und, dass sich das Leben komplett geändert hatte und besser wurde. Auch mit den Abläufen rund um die OP sind die Nutzerinnen und Nutzer zufrieden. Ebenfalls 96 Prozent sind zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit dem Service vor, während und nach der Operation.

Zufrieden mit dem Service, aber Geld und Personal fehlt

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Geld, Personal und Zeit fehlen. Die Nutzer müssen sich oft auch die Unterstützung selbst suchen. 

CI vor allem eine eigene Entscheidung

Fast 80 Prozent der Teilnehmer geben in der Umfrage an, sich selbst für das CI entschieden zu haben. Grund war der Hörverlust. Bei der Frage war es möglich, weitere Entscheidungsfaktoren zu nennen. Bei rund 40 Prozent der Befragten hatten jeweils ein Audiologe und ein Mediziner zusätzlichen Einfluss Die Menschen haben auch Ratschläge von anderen CI-Trägerinnen und Trägern angenommen, von der Familie oder den Herstellern.

Wissen rund um CI-fehlt

Doch der Weg dahin ist offensichtlich nicht selbstverständlich. Mehr als jeder Zehnte berichtet, dass Wissen fehlte bei der Entscheidung zum CI oder sich die Menschen lange an ihr Implantat gewöhnen mussten. 

Grundrecht auf CI

Der Vorsitzende der CIICA, Leo De Raeve, sagte: „CI ermöglichen den Zugang zur Kommunikation und zur Gesellschaft und sparen gleichzeitig Geld für Gesundheits- und Sozialdienste. Wenn wir das Beste aus dieser erstaunlichen Entwicklung der weltweiten Hörgesundheit machen wollen, müssen wir auch sicherstellen, dass die eine Million CI-Benutzer vollständig hörbar sind.“ Damit verbunden ist die Frage, wer dafür verantwortlich ist, den steigenden Bedarf zu befriedigen. Denn, so haben es Umfrageteilnehmer betont: Das CI ist ein wesentliches Element der Inklusion nach der Behindertenrechtskonvention. Sie bestätigen die wichtige Rolle in der allgemeinen Kommunikation.

Rehabilitation ein großes Problem

Ein großes Problem ist für die Befragten die Rehabilitation. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) gaben an, innerhalb des ersten Jahres nach der OP keine Reha-Sitzungen gehabt zu haben. Der Anteil steigt sogar im Zeitraum von zwei bis fünf Jahren nach der OP auf die Hälfte der Befragten (54 Prozent).

In diesem Zeitraum haben sogar sieben Prozent der Menschen keine Anpassungen erhalten. Nach fünf Jahren stieg der Anteil weiter auf 18 Prozent. 

Mehr als zwei Drittel der Menschen fehlt Reha

Die Zahlen spiegeln sich in der Bewertung der Ergebnisse wider. Während der größte Teil (86 Prozent) die Anpassungen für ausreichend hält, fehlen mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Menschen Reha-Maßnahmen.

CI: Finanzierung durch Krankenversicherungen oder öffentlicher Hand

Ein weiterer Schwerpunkt der Umfrage, waren die Kosten. Die Auswertung hat ergeben, dass der überwiegende Teil der ersten und zweiten Implantate von der öffentlichen Hand oder privaten Krankenversicherungen bezahlt werden. Im Laufe der Zeit müssen die CI-Trägerinnen und Träger aber zunehmend selbst in die Tasche greifen. 

Teure Ersatzteile

Batterien und Akkus werden etwa zur Hälfte (54 Prozent) von ihnen getragen, ebenso wie Streamer und anderes Zubehör. Außerdem berichten rund ein Drittel (36 Prozent) der Befragten, dass sie Ersatzteile und Reparaturen selber bezahlen müssten. Dieses Thema beschäftigte die Teilnehmer der Umfrage auch an anderen Punkten. 

Lebenslanger Service

Ebenso eindeutig ist die Forderung nach einem lebenslangen Support. Eine deutsche Nutzerin betont, dass sie ihr ganzes Leben lang ein CI tragen werden, deshalb sollte sie auch die Unterstützung haben. 

Dazu zählen weltweit gesehen regelmäßige Anpassungen, Rehabilitation, die Möglichkeit von Reparaturen und die Finanzierung. Jeder dritte Teilnehmer gibt in der Studie an, darin Probleme zu sehen.

Forderungen der CIICA

Aus den Antworten ergeben sich für die Studienmacher folgende Empfehlungen: 

  • Der Zugang zu den Leistungen rund um das CI muss in die Gesundheitspläne integriert werden. 
    Das Bewusstsein für CI sollte in der Öffentlichkeit größer werden.
  • Mit der Implantation eines CI muss eine lebenslange Nachsorge verbunden sein. Rehabilitation  muss von Anfang an in die Versorgung integriert werden. Bei Bedarf benötigen die Nutzer einen schnellen und unkomplizierten Zugang zu technischem Support. Die Ersatzteilversorgung muss sicher sein, sie müssen Prozessor-Upgrades einschließen.
  • Es müssen Finanzmittel zur Verfügung stehen, um eine lebenslange Unterstützung der Menschen zu sichern.

 (mr)

Die CIICA

… ist die weltweit vernetzte Selbsthilfe. Sie hat sich am 25. Februar 2021, am internationalen Tag des Cochlea-Implatats gegründet. Sie richtet sich an Implantatträgerinnen und -träger, deren Familien, Fachpersonal und Unternehmen. Das Ziel ist es, Teilhabe und Unterstützung für CI-Träger zu verbessern.

Der CIICA-Report

… ist eine nicht-repräsentative Umfrage mit mehr als 1.000 Teilnehmern. Aus Deutschland haben fast 200 Menschen die Fragen beantwortet. Diese stellen damit vor Menschen aus Australien, Brasilien und den USA die größte Teilnehmergruppe. Es war die erste weltweite Umfrage, sie fand in 52 Ländern statt. Entwickelt wurde sie in einer Partnerschaft zwischen der York Universität von Toronto und der CIICA.

Die CIICA stellt den Report als Download (PDF-englisch) bereit.


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