27. November 2020
DGPPN-Antistigma-Preis 2020: ein Zeichen gegen Vorurteile und Ausgrenzung
Menschen mit psychischen Erkrankungen haben in Deutschland noch immer mit vielen Vorurteilen in ihrem beruflichen und privaten Umfeld zu kämpfen. Dagegen setzt der DGPPN-Antistigma-Preis ein Zeichen. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr wieder Projekte und Initiativen für nachhaltige Integration. Die Preisträger werden im Rahmen des digitalen DGPPN Kongresses vom 26. bis 28. November bekannt gegeben.
Insgesamt 27 Initiativen aus Forschung, Wirtschaft, Kultur und dem psychosozialen Bereich haben sich in diesem Jahr um den 18. DGPPN-Antistigma-Preis beworben. Die Auszeichnung wird in Kooperation mit dem Aktionsbündnis Seelische Gesundheit und der Stiftung für Seelische Gesundheit verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Fachjury unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Gaebel, Vorsitzender des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit, hat fünf innovative Projekte ausgewählt, die Menschen mit einer psychischen Erkrankung im privaten und beruflichen Umfeld unterstützen.
Den ersten Preis in Höhe von 6000 Euro teilen sich die beiden Organisationen bipolaris e. V. und Irre menschlich Hamburg e.V. bipolaris e. V. ist eine Selbsthilfevereinigung für Manie und Depression in Berlin-Brandenburg, die seit 2016 den LAUF & MARKT für seelische Gesundheit in Berlin erfolgreich etabliert hat. Mit der Verknüpfung einer Informations- und Lauf-Veranstaltung konnte bipolaris viele sportbegeisterte Menschen mit dem Thema psychische Gesundheit erreichen. Unter dem Motto „Bewegung für die Seele“ engagiert sich der Verein auch dafür, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen sportliche Aktivität als Unterstützung und ergänzende Therapie kennenlernen.
Der Verein Irre menschlich Hamburg e. V. wird für sein langjähriges Engagement für den Trialog ausgezeichnet. Das Besondere: Alle Projekte werden von Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten gemeinsam entwickelt. Aktuelles Beispiel ist ein Antistigma-Modul für Medizinstudierende, das künftige Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen für die Belange psychisch erkrankter Menschen sensibilisieren will. Daneben hat der Verein ein partizipatives Training für Mitarbeiter der Akutpsychiatrie entwickelt. Ziel ist es, praxisrelevante Kompetenzen für Klinikpersonal zu vermitteln, um kritischen Situationen vorzubeugen und diese zu entschärfen. Gewürdigt wird auch das Online-Suizidpräventions-Programm „8 Leben: Erfahrungsberichte und Wissenswertes zum Thema Suizid“.
Der zweite Preis in Höhe von 4000 Euro geht ebenfalls an zwei Projekte: Zum einen an das Projekt Jung und Freudlos – Psychiatrie im Podcast, das seit zwei Jahren von Mitarbeitern der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Freiburg erfolgreich betrieben wird. Der Podcast, der mittlerweile 35.000 Hörer pro Monat erreicht, will Themen rund um psychische Gesundheit auf sachliche und gleichzeitig humorvolle Art und Weise einem breiten Publikum zugänglich machen. Zum anderen geht der zweite Preis auch an die Filmemacherin Andrea Rothenburg aus Bad Segeberg für ihr Projekt Psychiatrie-Filme. Seit Jahren produziert die Projektbeauftragte für Kinder psychisch kranker Eltern des Psychiatrischen Krankenhauses Rickling (Schleswig-Holstein) Radio- und Fernsehbeiträge und zum Teil selbst finanzierte Dokumentarfilme über Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Kinder. Beide Preisträger freuen sich über jeweils 2000 Euro.
Mit einem Anerkennungspreis wurde außerdem die AUDI AG für Ihre Kampagne „Jeder hat Psyche. Warum nicht darüber reden?“ gewürdigt. Das Projekt des internen Gesundheitsmanagements in Zusammenarbeit mit der AUDI BKK zielt damit auf einen Kulturwandel und ein vertrauensvolles Betriebsklima im Unternehmen ab, das Mitarbeitern sowie Führungskräften ermöglicht, ohne Scham und Vorbehalte offen über das Thema psychische Gesundheit zu reden.
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