28. Juli 2021

Camp für Jugendliche: „Auf WiederHören“

Am 29. Juli starten die Jugendleiter der DCIG mit hörgeschädigten Teilnehmern zwischen 12 und 17 Jahren auf Entdeckungsreise in Diez. Das Besondere: Die Jugendleiter sind selbst hörbeeinträchtigt. Zwei von ihnen stellen sich hier vor.


Die Jugendleiterinnen Kathrin (links) und Pia, Fotos: privat

Stellt ihr euch bitte kurz vor?

Mein Name ist Kathrin. Ich bin 21 Jahre alt, von Geburt an gehörlos und bilateral mit Cochlea-Implantaten versorgt. Zurzeit studiere ich an einer kleinen Fachhochschule in Aachen „Soziale Arbeit“ im sechsten Semester. Meine Hobbys sind Tennisspielen, Zeichnen, Skifahren, außerdem spiele ich gern Videospiele und veranstalte Spieleabende mit Freunden. Durch mein Studium bedingt habe ich schon mehrere Praktika und Ehrenämter im Bereich der Jugendarbeit absolviert und bin nun auch hier bei der DCIG in der Jugendarbeit tätig.

Ich bin Pia, 32 Jahre und seit Geburt hochgradig schwerhörig. Inzwischen trage ich beidseitig ein Cochlea-Implantat. Nach der Ausbildung habe ich als Grafikerin gearbeitet. Ich habe mich dann zur Audiotherapeutin ausbilden lassen und arbeite in meinem neuen Beruf inzwischen seit drei Jahren in einer Reha-Klinik. In meiner Freizeit segle und male ich gern.

Warum habt ihr euch zu Jugendleiterinnen fortbilden lassen?

Kathrin: Ich habe früher selbst an Jugendwochenenden für hörbeeinträchtigte Schüler, die auf Regelschulen gingen, teilgenommen und wusste von Anfang an: So etwas möchte ich später auch mal machen. Als die DCIG veröffentlichte, dass sie Leute für Jugendveranstaltungen sucht und in diesem Rahmen die Juleica-Schulung anbietet, habe ich mich direkt angemeldet.

Pia: Ich wuchs in einem normalhörenden Umfeld auf und ging auf eine Regelschule. Hin und wieder hatte ich Kontakte zu anderen hörgeschädigten Jugendlichen. Diese Momente taten mir jedes Mal sehr gut, denn dort konnte ich mich endlich mit anderen vergleichen. Der Austausch mit Gleichgesinnten machte mich für diesen Moment mutiger. Ich fühlte mich in solchen Gruppen endlich normal und konnte aus mir herauskommen. Dieses Gefühl gab es in der normalhörenden Welt für mich eher seltener.

Heute bin ich ehrenamtlich in der Selbsthilfe aktiv und profitiere nach wie vor von dem Austausch mit Gleichgesinnten. Jedes Mal nehme ich für mich persönlich etwas Neues mit und gehe gestärkt wieder nach Hause. Ich möchte den Jugendlichen heute ebenfalls eine solche Plattform anbieten, wo sie sich austauschen können und voneinander lernen und profitieren können.

Warum denkst du, dass es gut ist, dass du als Jugendleiterin selbst hörgeschädigt bist?

Kathrin: Hörbeeinträchtigte Jugendleiter können sich viel besser in die Lebenswelt der Jugendlichen hineinversetzen als eine „normalhörende“ Person. Da sind gewisse Bedürfnisse einfach von Anfang an selbstverständlich, zum Beispiel das Nutzen der FM-Anlage, das mehrfache Wiederholen und Sicherstellen, dass auch die letzte Person alles verstanden hat und so weiter. Was meines Erachtens ebenfalls wichtig ist: Die Jugendlichen haben während der Woche mit uns die Möglichkeit, unsere Lebensentwürfe etwas kennenzulernen. Wir dienen also ein bisschen als Vorbilder.

Pia: Das sehe ich auch so. Deshalb möchte ich ihnen zeigen, dass auch sie als Schwerhörige alles bewältigen und ihre Ziele verfolgen können. Ich möchte Mut machen und ein offenes Ohr haben für alles, was ein normalhörender Freund, Bruder oder die Schwester nicht so gut nachvollziehen kann.

Worauf freust du dich am meisten, wenn du an das bevorstehende Jugendcamp der DCIG denkst?

Kathrin: Ich bin super neugierig auf unsere Teilnehmer und freue mich auf eine spaßige Zeit und die gemeinsamen Momente, die wir in Diez gemeinsam kreieren werden, sowohl mit den Jugendlichen als auch mit dem Juleica-Team.

Pia: Ich bin auch gespannt, was mich dort erwartet, und freue mich vor allem auf die vielen schönen Glücksmomente, die wir dort gemeinsam erleben werden. (ms)


Barrierefreier Elternabend

Im Vorfeld des Jugendcamps bot die Deutsche Cochlea Implantat Gesellschaft einen Elternabend über das Videokonferenz-Tool Zoom an. Mit dabei war auch Katrin Kovac, die hier ihre Erfahrungen mitteilt: 

„Als ich in der Zeitschrift Schnecke las, dass eine Veranstaltung für Jugendliche (Jugendcamp der DCIG) angeboten wird mit dem Motto: „Auf Wiederhören – ich bin dann mal weg“, habe ich zwei mir bekannte Familien mit CI-Jugendlichen gefragt, ob sie auch mitmachen wollen. Die Jugendlichen kennen sich von klein auf, da sie zusammen in Freiburg in der Uni-Klinik operiert wurden. Als sie zusagten, vermittelte ich noch eine Familie, die hörbehinderte Zwillingsmädchen haben. Alle Eltern sind hörend, wir sind gehörlos.
 
Dann wurde der Termin für den Info-Eltern-Abend genannt. Schnell war klar, dass sich alle lautsprachlich unterhalten würden. Ich machte mich stark dafür, dass ich einen Dolmetscher zugeschaltet bekomme. Es wäre sehr ungerecht gewesen, wenn ich nicht hätte dabei sein können, wo ich doch Werbung für das Camp gemacht hatte. Dank an Barbara Gängler von der Deutschen Cochlea Implantat Gesellschaft für die Kostenübernahme.
 
Es hat sich gezeigt, dass auch gehörlose Eltern mit dabei sein können und ihre Ideen mit einbringen. Ich habe mich sehr gefreut, es war sehr schön für mich, dass ich dazugehörte.

Im Zoom Meeting trafen sich alle zusammen mit der Dolmetscherin. Ich hatte noch eine extra Verbindung mit der Dolmetscherin per Tablet-Zoom. Dies hat alles sehr gut funktioniert. Für mich eine super Sache.“


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