10. Oktober 2018
Tanztheater in Berlin: Das Ich im Wir
Zum ersten Mal traf sich die junge Selbsthilfe in der Hauptstadt. Dabei drehte sich alles um „Das Ich im Wir“, so der Titel des Tanztheater-Workshops Teil 2.
Ende September traf sich die junge Selbsthilfe Deaf-Ohr-Alive zur bereits 7. Blogwerkstatt. Rund 40 Teilnehmer reisten dafür aus ganz Deutschland und Österreich nach Berlin. Erstmals gab es dabei eine Fortsetzung des Programms: Unter Leitung von Choreograph Roman Windisch sowie Barbara Gängler und Oliver Hupka, DCIG-Geschäftsführerin und -Vizepräsident, übte sich die Gruppe weiter im Tanztheater, so wie bereits vor einem Jahr in Kassel. Standen damals Sprache und Ausdruck mittels Bewegungselementen im Vordergrund, drehte sich dieses Mal alles ums Tanztheater im wahrsten Sinne – und das Finden von Klängen als zusätzliches Ausdrucksmittel: um große und kleine, schnelle und langsame Bewegungen – mal allein, mal in der Gruppe.
Dabei probten die Teilnehmer erstmals nicht nur in professionellen Tanzräumen – dieses Mal in der TanzTangente, sondern auch draußen im Botanischen Garten. Lautete 2017 das Motto „Im Fokus: Wir!“, begab sich die Gruppe bei der Fortsetzung auf die Suche nach dem „Ich im Wir“. Wie im Jahr zuvor wurden die Choreographien dabei von den Teilnehmern selbst, mit Anregungen von Leiter Roman Windisch, in Gruppen entwickelt.
Das Wir stärkt – auch über die Blogwerkstatt hinaus
Die junge Selbsthilfe blieb in diesen Tagen aber nicht nur unter sich: So kamen Alfred Frieß vom DCIG-Regionalverband BBCIG und die Instagramerin Joules Gent zu Besuch, mit der sich die Teilnehmer über die (mangelnde) Sichtbarkeit von Hörgeschädigten austauschten. Neugierig auf die Blogwerkstatt war auch das Fernsehen. Den zweiten Workshop-Tag begleitete ein Fernsehteam vom Bayrischen Rundfunk für die Sendung „Sehen statt Hören“.
„Ich habe sehr viel über mich selbst gelernt – das nehme ich auch mit in meinen Alltag“, lautete das Fazit von Blogwerkstatt-Teilnehmerin Sonja. Gelobt wurde in der Abschlussrunde aber nicht nur das Programm, sondern auch die Blogwerkstatt selbst. „Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie sich aus den einzelnen Personen ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt“, sagte beispielsweise Katrin, die bislang keine der sieben Blogwerkstätten verpasst hat. Das sah auch Gwen so: „Jedes Mal tanke ich wieder auf“. Für Annalea dagegen war es ihr erster Austausch unter Hörgeschädigten, für sie steht fest: „Ich bin jetzt immer mit dabei!“ (ms)
Einen ausführlichen Bericht gibt es in der kommenden Ausgabe der Fachzeitschrift Schnecke. Wer sich vorab weitere Eindrücke von der Blogwerkstatt verschaffen will, kann dies auf der Webseite www.deaf-ohr-alive.de tun.
Uncut: Das Musikvideo zum Song von den Fantastischen 4 feat. Clueso wurde am Stück durchgedreht.
Teilnehmerin Gesa fasste ihre Erlebnisse in einem Gedicht zusammen:
Das Ich im Wir
In eine Traumwelt habe ich mich begeben.
Der Weg dorthin war ein wenig beschwerlich,
doch ein Zauber hat mir Kraft gegeben.
Anders bewegen, als im Alltag bekannt.
Große Bewegungen und kleine,
langsame und schnelle von Fuß bis Hand.
Nicht so viele Gedanken, einfach machen!
Nicht soviel Ernsthaftigkeit, einfach mal lachen!
Die Komposition der Bewegungen wirkt weiter
und ich halte inne, wenn ich mich auf das Ich im Wir besinne.
BILDERGALERIE
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