22. Oktober 2018
„Schwerhörige brauchen den Kontakt zu Gleichbetroffenen“
Der Deutsche Schwerhörigenbund (DSB) konnte zu seinen Selbsthilfetagen am 19. und 20. Oktober 2018 in Essen bei schönstem Herbstwetter mehr als 300 Besucher begrüßen. Ihnen wurden neben einer Ausstellung rund 30 Referate geboten.
„Schwerhörige brauchen den Kontakt zu Gleichbetroffenen“ - mit diesen Worten grüßte Roland Zeh die Versammlung im Namen der Mitglieder der DCIG. Ebenso wie er betonten auch Ute Palm namens der Organisation pro Retina und DSB-Präsident Harald Seidler die Notwendigkeit einer zunehmenden Zusammenarbeit aller Selbsthilfe-Organisationen hörgeschädigter Menschen.
DSB-Vizepräsident Norbert Böttges moderierte den Selbsthilfetag im Essener Hotel Franz und erinnerte daran, dass „immer mehr hochgradig Schwerhörige zu CI-Trägern werden – ich selber auch.“
Ute Palm (pro Retina): „Gemeinsam sind wir stärker.“
Was Journalisten und Schwerhörige verbindet
Das hochmoderne Hotel Franz ist Teil des Franz Sales Hauses in Essen und wird von Menschen mit Behinderungen professionell bewirtschaftet. Der katholische Heilige Franz von Sales (1567-1622) gilt als Schutzpatron der Schriftsteller, der Journalisten und der Schwerhörigen.
Auf dem diesjährigen Selbsthilfetag feierte der Essener Ortsverband des DSB zugleich sein 100-jähriges Bestehen. Besucher konnten per Unterschrift gratulieren:
„Ohne Selbsthilfe geht es nicht“
Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Ralf Brauksiepe, zollte den in der Selbsthilfe Aktiven „Anerkennung und Respekt“, auch im Namen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: „Ohne Selbsthilfe geht es nicht.“ Auch nicht in einem Land mit einem so hoch entwickelten und leistungsfähigen Gesundheitssystem, wie Deutschland es biete.
Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung grüßt den Deutschen Schwerhörigenbund und fordert ein Umdenken: „Wir müssen barrierefrei bauen, denken und kommunizieren.“
Norbert Böttges dankt Ralf Brauksiepe für dessen lobende und aufmunternde Worte.
Harald Seidler führte den Patientenbeauftragten der Bundesregierung durch die auf mehrere Säle und Gänge verteilte Ausstellung. Sowohl die Stände von Hörsystem-Herstellern als auch die verschiedener Selbsthilfe-Verbände fanden reges Interesse.
Am Stand des CIV NRW um dessen Vorsitzende Marion Hölterhoff gab es neben den CIV NRW News und der „Schnecke“ einen von Katja Fiebig (BBCIG, Berlin) gestalteten Tür-Anhänger. Er erwies sich wie schon auf der Messe RehaCare als wahrer „Renner“:
In einem der fast 30 Workshops referierte der Leiter der Rehaklinik Bad Grönenbach, Volker Kratzsch, über „Schwerhörigkeit im Alltag“:
„Die anderen nuscheln alle so“
Nur jeder Sechste Hörgeräte-Träger nutze sein Gerät auch optimal, zitierte Kratzsch aus einer Umfrage. Das zeige, wie wichtig es sei, das Gerät individuell einzustellen und richtig zu handhaben. Viele Menschen nähmen eine zunehmende Schwerhörigkeit auf die leichte Schulter. Kratzsch: „Schwerhörigkeit ist eine Behinderung, die zunächst nicht auffällt.“ Oft beginne es damit, dass man meine: Die anderen nuscheln alle so.
Schwerhörigkeit führe zu Nichtverstehen, Ausgrenzung und Vereinsamung. Zudem sehr oft zu Schwindel, Angst, Depression, Nackenschmerzen, Schlafstörungen. Von Tinnitus ganz zu schweigen.
Laut Harald Seidler leben allein in Deutschland 14 Millionen Menschen mit (oft wachsenden) Hörproblemen.
Text und Fotos: Redaktion Schnecke /uk
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