17. Februar 2020
„Unser Kind hört mit CI" – Seminar für gehörlose Eltern
Anfang Mai bietet die Deutsche Cochlea Implantat Gesellschaft e.V. (DCIG) bereits zum siebten Mal ein Seminar speziell für gehörlose Eltern an, deren Kinder mit einem Cochlea-Implantat versorgt sind. Eine Anmeldung ist noch bis zum 21. Februar möglich.
„Mein Kind fördern und fordern – Gehörlose Eltern als Lernmodell“ – so lautet der Titel eines Workshops von Dr. Oliver Rien. Das CIC Köln hat ein besonderes Angebot für die „Reha für CI versorgten Kinder von Gehörlosen Eltern“, das Frau Dr. Barbara Streicher vorstellt. Frau Professor Leonhardt berichtet über „neue Forschungsergebnisse zu Inklusion von Hörgeschädigten im Sekundarschulbereich und zur Beschulung von CI-Kindern hörgeschädigter Eltern“. Daneben gibt es viel Zeit für Diskussion und Austausch. Eine Anmeldung ist über die Internetseite der DCIG möglich [Link]. Anmeldeschluss ist der 21. Februar 2020. Anmeldungen, die später eingehen, werden nur unter Vorbehalt angenommen. Der gesamte Workshop wird wie immer von Gebärdendolmetschern begleitet.
Dieser Bericht von 2019 gibt Einblicke in das Vorjahrestreffen:
Papazeit fürs Schattenkind
Zum sechsten Mal bot die DCIG im September gehörlosen und schwerhörigen Eltern von CI-versorgten Kindern eine Gelegenheit zum Austausch und zum Lernen, erneut unter der Leitung von Sonja Ohligmacher.
Aus ganz Deutschland kamen die Familien zum Seminarwochenende nach Koblenz, erstmals auch aus Berlin, Düsseldorf, Essen und Frankental. Kilian Hünerth von der Bundesjugend stellt Workshops, Seminare, Treffen und Freizeiten speziell für Kinder, Jugendliche und junge erwachsene Menschen mit Hörbehinderungen vor, vom Segeltörn über Schwarzlichtgolfen bis zum Gebärdenmusikvideo-Workshop.
Über den CI-Reha-Ablauf im nördlichsten CIC Deutschlands berichtete der Leiter des Rehazentrums Schleswig-Kiel, Pascal Thomann. Bei einigen gehörlosen Familien war ein gemeinsamer Reha-Termin für ihre CI-versorgten Kinder möglich, so dass ein Erfahrungstausch in eigener Sprache vor Ort stattfand. Bei den anderen Familien ist dieser Austausch nicht möglich, da sie ambulant zur CI-Versorgung alleine kamen. Daher ist eine Selbsthilfegruppe speziell für hörbehinderte Eltern mit CI-versorgten Kindern unerlässlich. Leider gibt es in Deutschland nur eine solche Gruppe.
Welche Schule für das Kind?
Am Samstagmorgen sprach Professorin Annette Leonhardt aus München zum Thema „Wahl oder Qual? Die richtige Schule für mein Kind“. Während der Grundschulzeit gibt es für Hörgeschädigte demnach weniger Probleme als in der weiterführenden Schule. Manche Lehrer sind mit den Anforderungen an eine erfolgreiche Inklusion Hörgeschädigter überfordert.
Nach diesem umfangreichen, aber sehr interessanten Vortrag befassten wir uns dank Pascal Thomann mit „Schattenkindern“. So werden die Kinder bezeichnet, die im Schatten von Geschwistern stehen, die aus verschiedenen Gründen, meist wegen Krankheit oder ähnlichem, mehr Aufmerksamkeit bekommen als sie. Nicht etwa, weil ihre Eltern sie nicht lieben würden, sondern weil beispielsweise das kranke Geschwisterkind mehr Pflege und Rücksichtnahme erfordert.
Exklusivzeiten für das „Schattenkind“
Es lohnt sich, eine „Mama-Zeit“ oder „Papa-Zeit“ einzuführen, wo sich ein Elternteil an einem Nachmittag eine zeitlang nur um das „Schattenkind“ kümmert. Wichtig ist aber auch, dass die Eltern regelmäßig nachfragen, was die Kinder beschäftigt und ob sie Sorgen haben.
In einer „Verschnaufpause“ verfolgten wir die Geschichte der Entstehung und Entwicklung des CI, erläutert von Bodo Bertram. Anschließend erklärte er uns, welche Arten von Mobbing es gibt und was man dagegen tun kann. Auch Cybermobbing kam zur Sprache.
Zum Schluss diskutierten wir unter der Überschrift „Ich bin gehörlos, mein Kind hat ein CI – warum und wie?“ anhand des „Falls Goslar“ rege auch über das Thema „Zwangsimplantation“.
Jan Haverland
Fotos: Jan Haverland und Pascal Thoman
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