30. Oktober 2019

64. Internationaler Hörakustiker-Kongress der EUHA in Nürnberg

Kleiner, smarter, eleganter: Moderne Hörgeräte beeindrucken nicht nur mit ihrem Können, sondern auch im Design. Auf der EUHA tauschten sich 8.000 Besucher über die neuesten Entwicklungen am Markt aus. Auch das Cochlea-Implantat rückte dabei merklich in den Fokus der Hörakustiker.

5,4 Millionen Menschen sind nach Angaben der biha in Deutschland von einer Hörminderung betroffen – Tendenz steigend. Abhilfe können hier moderne Hörsysteme schaffen, die – wie Beate Gromke, Präsidentin der Europäischen Union der Hörakustiker (kurz: EUHA) betonte – für jeden individuell angepasst werden müssten. Ein Handwerk, das in Anbetracht der demografischen Entwicklung zunehmend gefragt ist, und sich zugleich dem digitalen Wandel nicht entziehen kann.

Welche Auswirkungen Digitalisierung, neue Sensortechnologie und künstliche Intelligenz auf den Beruf und die Hörversorgung haben, damit befassten sich deshalb gleich mehrere Vorträge auf dem diesjährigen Hörkustiker-Kongress der EUHA (16.-18. Oktober) in Nürnberg. So referierte Anna Nagl aus Aalen über die „Auswirkungen der Digitalisierung auf das Kaufverhalten sogenannter Personas“, Hans-Christian Drechsler sprach über den Mehrwert künstlicher Intelligenz in der Hörakustik und Andreas Dietz, Präsident der Deutschen HNO-Gesellschaft, gab einen Ausblick auf den Einsatz künstlicher Intelligenz im Operationssaal der Zukunft. Die Wahrscheinlichkeit, dass Roboter künftig Operationen allein durchführten, sah der Direktor der Leipziger HNO-Klinik zumindest für Deutschland nicht gegeben.

Steigendes Interesse am Austausch
Bereits zum 64. Mal kam die Branche zum Kongress mit Messe zusammen. Zum zweiten Mal in Folge konnte die Messe dabei einen Besucherrekord von rund 8000 Teilnehmern aus 99 Ländern vermelden. Bewährte Tradition hat dabei auch die alljährliche Ernennung eines „Botschafters des Hörens“. Dieses Mal konnte die EUHA den ehemaligen Profifußballer Philipp Bönig (u.a. MSV Duisburg und VfL Bochum) gewinnen. Besonderer Clou: Bönig hat nach der Schule eine Lehre zum Hörakustiker absolviert. „Dann kam der Profifußball dazwischen“, berichtete Bönig am ersten Messetag. Die Kompetenzen, die man brauche, seien aber durchaus in beiden Bereichen ähnlich: „Du brauchst Teamgeist, aber auch Einfühlungsvermögen dem Menschen gegenüber“, sagte Bönig , der mittlerweile als Fußballtrainer arbeitet. Als Hörbotschafter rät er insbesondere jungen Menschen dazu, einmal im Jahr einen Hörtest zu machen. Denn die Welt um uns werde immer lauter. „Das merkt man insbesondere im Stadion, wo schnell mal 120 Dezibel und mehr auf den Ohren sind.“ Um gegen Lärmschäden vorzubeugen, empfiehlt der ausgebildete Hörakustiker einen individuell angefertigten Gehörschutz.

Wo Hörgeräte – bei allen technischen Finessen – nicht mehr ausreichen, können Hörimplantate helfen, das Hörvermögen wieder herzustellen. Auf dem Markt der Hörsysteme stellen Implantate nach wie vor eine Nische dar – die zunehmend auch von Hörakustikers wahrgenommen wird. CI-Hersteller, traditionell mit einem Stand vertreten, berichteten von gestiegenem Interesse der Kongressteilnehmer. Und auch das Tutorial „Fallbeispiele aus der CI-Versorgung und die aktive Rolle des Hörakustikers“ war außergewöhnlich gut besucht. „Das Thema nimmt immer mehr Fahrt auf“, stellte auch Siegrid Meier von der Bundesinnung der Hörakustiker fest. Doch noch gibt es rechtliche Hürden, wie Jérôme Servais aus Mannheim schilderte. Denn für die Implantate sind die Kliniken zuständig. Mehr über die EUHA und darüber, wie Hörakustiker in die CI-Nachsorge eingebunden werden können, erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der Schnecke, Nr. 106 (ab Dezember 2019).

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Text: ms 

Bilder: uk


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