31. August 2022

Jugendcamp 2022 – „We are family!“

Unter dem Motto „DAS WiederHören – Time of my Life!“ veranstaltete die DCIG 2022 erneut ein Jugendcamp für Andershörende. Das Betreuer-Team berichtet über eine außergewöhnliche Zusammenkunft in Lüneburg

Das Betreuerteam des Jugendcamp 2022/Foto: Ulrike Berger

Jeden Sommer gibt es nur eine einzige Woche, bei der sich in ganz Deutschland alle Sommerferien überschneiden. Das ist für eine bestimmte Zielgruppe die Zeit ihres Lebens. Wie im letzten Jahr fand auch dieses Jahr ein Camp für schwerhörige Jugendliche statt. 16 Teilnehmende reisten am Sonntag, dem 31. Juli 2022, für eine Woche nach Lüneburg. Die ersten starteten ihre Reise schon morgens um fünf Uhr ganz im Süden Deutschlands. Für andere wiederum war es ein Katzensprung. Der Großteil der Gruppe kannte sich schon aus dem letzten Jahr und es war ein freudiges Wiedersehen. Es dauerte nicht lange und das altbekannte Gemeinschaftsgefühl war wieder spürbar.

Auch ein Besuch von der DCIG blieb nicht aus. Vizepräsident Matthias Schulz aus Hamburg wollte die Teilnehmenden persönlich kennenlernen und versüßte die Woche der Gruppe mit einer Einladung zum Eis.

Vielseitige Freizeitangebote

Die ganze Woche war abwechslungsreich mit Programm, Spielen und Action gefüllt. Um die Gegend und die Stadt Lüneburg besser kennenzulernen, wurde wie bereits im vergangenen Jahr eine „Schneckenjagd“ veranstaltet. Es gab wieder jede Menge lustige und kreative Aufgaben zu lösen, von speziellen Fotos schießen, Videos drehen bis hin zum Bemalen von Kopfsteinpflaster. Die ganze Stadt war geschmückt mit kreidebemalten Schnecken. Wir – das DCIG-Jugendcamp – haben unser Revier markiert.

Foto: Pia Leven

Ein Selbstverteidigungskurs bei Sybille Rieck bot die Gelegenheit, sich mit dem Thema Selbstschutz und Verteidigung auseinanderzusetzen. Jeder lernte bewusst seinen eigenen Wohlfühlabstand kennen und die eine oder andere Technik zum Reagieren, falls dieser nicht eingehalten wird. Parallel dazu gab es einen Technik-Workshop, bei dem die Teilnehmenden mit technischen Hilfsmitteln experimentieren und sich austauschen konnten. Schnell wurden wir alle erfinderisch und überlegten uns „Hightech-Super-Hilfsmittel“, wie Brillen mit Untertitelfunktion oder ein USB-Mikrofon, das Sprachen in Schrift übersetzen kann, und noch vieles mehr.

Fotos: Oliver Faulstich

Die Nähe der schönen Stadt Hamburg lud natürlich dazu ein, einen Tagesausflug dorthin zu machen. Die Plattform auf der Elbphilharmonie bot nicht nur einen imposanten Ausblick über den Hamburger Hafen, sondern auch reichlich Gelegenheiten für schöne Gruppenfotos. Bei hochsommerlichen Temperaturen schlenderten wir weiter durch Hamburg und landeten am Ende am Elbstrand, wo wir uns im Wasser sowie mit einem Eis erfrischen konnten.

Unter Gleichen

An einem weiteren Tag der Woche ging es sportlich zu. Mal wieder konnten sich die Teilnehmenden richtig austoben. Es gab spannende und lustige Spiele. Allerdings stiegen die Temperaturen im Laufe des Tages und es ließ sich nur noch im Naturfreibad aushalten. Es dauerte nicht lange und wir waren der Mittelpunkt des gesamten Freibades. Natürlich war es spannend zu sehen, wie 16 Jugendliche mit Höreinschränkung auch ohne ihre Hörsysteme problemlos miteinander kommunizieren konnten. Wir hatten einfach Spaß und lockten andere Freibadgäste an, die ebenfalls Teil unserer Gruppe sein wollten. Besonders schön war es, dass uns dort ein kleiner Junge fand, der beidseits taub ist. Für ihn war es natürlich ein Highlight, in einem Freibad zu sein, wo einige der Besucher ebenfalls nichts oder nur wenig hören können. Doch der Tag war noch lange nicht vorbei.

Foto: Pia Leven

Da die Nachtwanderung letztes Jahr ausblieb, wurde sie in diesem Jahr nachgeholt. Wir als Gruppe wagten uns gemeinsam in den düsteren Wald hinter der Jugendherberge und konnten eine Naturerfahrung der besonderen Art erleben. Einzeln oder zu zweit sind wir einen Waldweg entlanggelaufen, der nur alle paar Meter mit einem Teelicht beleuchtet war. Das war eine unglaublich aufregende, schöne und mutige Erfahrung für jeden von uns. Es war faszinierend, wie viel auch Hörgeschädigte in der vermeintlichen Stille des nächtlichen Waldes hören konnten. Die anderen Abende verbrachten wir mit dem „Werwolf“-Spiel, bei der die Gruppe der „Dorfbewohner“ die „Werwölfe“ enttarnen müssen. Unter uns Schwerhörigen hat dieses Spiel einen ganz eigenen Charakter entwickelt und es konnten endlich alle problemlos mitspielen.

Teamwork ist gefragt beim Überqueren eines Säureteiches/Fotos: Oliver Faulstich

Die Woche schloss mit einem Galaabend ab. Schick gekleidet feierten wir uns, tanzten und machten Fotos für schöne Erinnerungen, die uns bis zum nächsten Camp begleiten werden. Es waren wieder sehr viele emotionale Momente und wir fühlten uns eng verbunden. Wir sind einfach wie eine Familie und können das nächste Wiedersehen kaum erwarten!

Euer Betreuer-Team Pia Leven, Oliver Faulstich, Kathrin Sieger, Laura Härtel, Laura Göckeritz, Silke Fischer


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