20. Oktober 2021
Nach Corona-Pause: Freudiges Wiedersehen beim Selbsthilfe-Seminar im Norden
Das lange Warten hatte endlich ein Ende. Nach einer gefühlten Ewigkeit fand am Wochenende vom 10. bis 12. September wieder ein SHG-Selbsthilfegruppenleiter-Seminar des CIV Nord statt. Altbewährte Location war das CIC Schleswig-Kiel.
Nachdem sich alle Teilnehmer bei Michaela registriert hatten (2G-Regel) und sich anschließend häuslich in ihren Zimmern eingerichtet hatten, traf man sich gegen 16 Uhr in der Aula, wo es mit dem ersten Tagespunkt gleich zur Sache ging – begleitet von zwei Schriftdolmetscherinnen. Wir diskutierten unter anderem, wie es der Selbsthilfe aus unserer Sicht HEUTE geht und haben uns darüber ausgetauscht. Anschließend zeigte Pascal uns seinen Arbeitsplatz: das CIC Schleswig-Kiel. Viele von uns waren angenehm überrascht, welch vielfältige Angebote es für die Patienten gibt und wie liebevoll und kindgerecht der Alltag dort gestaltet wird. Sehr lobenswert!
Nach einem schmackhaften Abendessen unserer lieben „Köchinnen“ Sigrid und Anke ließen wir den Abend bei bestem Wetter draußen vor dem CIC ausklingen. Es wurde gescherzt, gelacht und diskutiert. Sogar der Sicherheitsdienst wurde mit einbezogen. Nein, keine Sorge, wir wurden nicht ermahnt. Er hat sich mit uns auf einen kurzen, aber netten „Klönschnack“ eingelassen.
Am Samstag ging es bereits ab neun Uhr weiter. Herr Krackert, der Leiter des CIC, hieß uns alle herzlich willkommen und übergab das Wort anschließend an seinen Kollegen, Herr Krüger, der einen interessanten und lehrreichen Vortrag über die verschiedensten Hörtests für Erwachsene und Kinder hielt sowie uns das Lesen von Hörkurven näherbrachte. Wir erhielten viele Hintergrundinformationen und sammelten Ideen für Verbesserungsvorschläge bezüglich Hörtests für die Zukunft.
Auf das konzentrierte Zuhören folgte eine Sportstunde. Herr Kicia nahm uns in der Sporthalle in Empfang und ließ uns unterschiedliche Übungen allein oder in Partnerarbeit durchführen. Wir bekamen Tipps, wie man seine persönliche Mitte findet oder auf was man beim langsamen/schnellen Gehen achten kann.
Am Nachmittag widmeten wir uns dem Thema digitale Selbsthilfe. Einige Gruppenleiter, wie zum Beispiel Otto und Rolf, brachten ihren privaten Laptop mit und in kleinen Gruppen wurden uns Tipps und Tricks mittels praktischer Anwendungen (Videochat) nähergebracht. Was für ein herrliches, anfängliches Durcheinander. Man nahm sich dennoch Zeit für Hilfestellungen und für einen Erfahrungsaustauch.
Nach einer etwas längeren Pause trafen wir uns zum gemütlichen Teil des Tages. Wir unternahmen einen schönen Spaziergang in Richtung Königswiesen in Schleswig. Dort wurden die Teilnehmer ein weiteres Mal überrascht. Nein, damit ist nicht der tolle Ausblick auf die Schlei gemeint. Es hieß nämlich: „Ran an die Schläger“. Wir teilten uns in mehrere kleine Gruppen auf und spielten Minigolf! Was für ein Spaß. Ein großes Lob geht hier auch an die älteren Teilnehmer, die sich tapfer geschlagen haben. Auch unser lieber Michael hatte trotz seiner Seheinschränkung Spaß und es klappte gut, sogar mal mit einem sogenannten „hole-in-one“! Chapeau!
Nach einem kurzen Fotoshooting ging es weiter zum Abendessen im „Alten Kreisbahnhof“. Dieses Restaurant überzeugte uns alle, da es ein Inklusionsbetrieb ist. Vorbildlich. Schmackhaft war es obendrein! Den Abend ließ man sodann – wie schon den vorangegangenen – beim geselligen Beisammensein vor dem CIC feucht-fröhlich ausklingen.
Am Sonntag fiel das Frühstück noch üppiger aus als ohnehin schon. Bei herrlich duftendem Speckgeruch mit Rührei wurde der letzte Seminar-Block eingeläutet. Jeder hatte zudem die Möglichkeit, sich ein Lunchpaket für die Rückreise zusammenzustellen.
Der erste Tagespunkt unseres letzten gemeinsamen Tages war ein informativer Vortrag von unserem Gruppenleiter Rolf aus Ostfriesland. Thema war die Gemeinnützigkeit ohne e. V.. Im Anschluss daran fand ein Brainstorming über gewünschte Themen aller Teilnehmer statt.
Nach der sogenannten Feedbackrunde bedankten wir uns bei den Küchenfeen und unseren Schriftdolmetscherinnen Sandra und Gabi mit Präsenten. Auch die Organisatoren Michaela und Pascal erhielten jeweils ein Überraschungsgeschenk als Dankeschön und bekamen reichlich Applaus. Ich denke, ich spreche im Namen aller, dass wir ihre Mühe des Orga-Teams sehr zu schätzen wissen und bedanke mich an dieser Stelle nochmals ausdrücklich für ihren unermüdlichen Einsatz. Natürlich durfte auch unser Andreas nicht leer ausgehen und wurde für sein Engagement und seine Hilfsbereitschaft mit einem Geschenk belohnt. Ebenso unsere vortragenden Gruppenleiter Otto und Rolf durften sich über eine kleine Aufmerksamkeit freuen.
Nach einer herzlichen Verabschiedung voneinander trat ein jeder fröhlich und gut gelaunt seine Heimreise an. Wir alle waren nach der langen Zeit der coronabedingten Isolation dankbar, dass solch eine Veranstaltung nach so langer Zeit stattfinden durfte. Wir haben die inzwischen erworbenen „Berührungsängste“ schnell vergessen und genossen das Zusammensein mit jedem Atemzug. Ich bin mir sicher, wir alle freuen uns schon jetzt auf die nächste Veranstaltung!
von links nach rechts: Rolf Münch, Michaela Korte, Otto Giegerich, Michael Gress, Thorsten Heinemann, Ulrich Stenzel, Anita Geisler, Beate Starke, Susanne Herms, Anke Prien, Annette Spichalla, Matthias Schulz, Uli Spichala, Pascal Thomann
Tecxt: Anita Geisler, Foto: privat
Epilog:
Zum Schluss noch eine kleine Anekdote über die aufregende Rückfahrt der Verfasser dieses Berichts, getreu dem Motto: „Ich verstehe nur Bahnhof“. Viel Spaß beim Lesen.
Nachdem mein Begleiter und ich zum Bahnhof in Schleswig gebracht wurden und wir in den Zug nach Hamburg stiegen, hieß es nach einiger Zeit, dass dieser Zug etwas Verspätung hat. Was soll’s, schließlich waren wir nach so einem schönen Wochenende gechillt. Die Verspätung hatte jedoch zur Folge, dass sich unsere Umstiegszeit auf nur wenige Minuten vom Bahnsteig 5 zu 14 reduzierte. Diese Ansage verstanden wir beide gut, da wir zufällig das Glück hatten, genau unter der Lautsprecheransage zu sitzen. In Hamburg angekommen flitzten wir also, soweit das bei der unglaublich hohen Menschenmasse überhaupt möglich war, schnellstmöglich zum richtigen Gleis. Dort stand ein ICE. Yippie, das ist unserer. Die Leute quetschten und drängten sich alle in den Zug und da die Zeit für uns ohnehin mehr als knapp war und ich auf meine Begleitung achtgeben wollte, habe ich es schlichtweg unterlassen, zu schauen, wie der Zug hieß. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass der richtige schon dort stehen wird. Naja, es geschah, was kommen musste: Wir waren im falschen Zug! Die Ansage verstanden wir nur notdürftig, aber bei dem Wort „Berlin“ schrillten sämtliche Alarmglocken bei uns. Wir schlugen uns bis zum Bistrowagen durch, was gar nicht so einfach war, da die Menschen schier überall standen und ja, sogar lagen. Die Servicekraft suchte uns netterweise eine Alternativverbindung heraus. Wir sollten um 14:10 Uhr in Uelzen aussteigen und von dort nach Hannover (unser Ziel) fahren. Um etwa 14:02 Uhr hielt der ICE, also viel zu früh und es erfolgte hierüber auch keine Durchsage! Da es ein Zug der ersten ICE-Generation war, konnten wir zudem nirgends ablesen, wo sich dieser gerade befand. Auch ein Blick aus dem Fenster gab keinen Aufschluss darüber. Man sah nämlich keinen Bahngleis oder ähnliches, da wir uns weit am Ende des langen Zuges befanden. Auf Anfrage erhielten wir unterschiedliche Aussagen von Mitreisenden. Ferner waren wir vom Ausgang eh zu weit weg. Beim Anfahren des Zuges bemerkten wir nach kurzer Zeit das „Ortsschild UELZEN“. Oh je. Was nun? Also wieder die 2 Damen vom Bistro „belästigt“. Anfänglich waren die 2 Servicekräfte – im Gegensatz zu ihrem Verhalten Kindern gegenüber – etwas mürrisch, man könne ja schließlich lesen und sie hätten zu tun. Nachdem wir ihnen unsere Situation bzw. Hörproblematik jedoch sachlich geschildert hatten, zeigten sie Einsicht und waren bemüht, uns (erneut) zu helfen. Wir bekamen kleine Gummibärchen-Tüten zum Beruhigen und Desinfektionstücher für die Weiterfahrt. J Eine der Mitarbeiterinnen nahm sogar freiwillig ihre Maske ab, damit wir von den Lippen absehen konnten. Wir bekamen auf einem Notizzettel die Infos über unsere Weiterfahrt notiert. Wir sollten nunmehr in Salzwedel aussteigen. Wir hatten die Uhrzeit nunmehr ganz genau im Blick und haben uns rechtzeitig zum Ausgang bewegt, eher vorgedrängt.
In Salzwedel angekommen, hatten wir etwas über eine Stunde Aufenthalt und wir unterhielten uns angeregt über Gott und die Welt. Nochmals ein Danke dafür, lieber Michael! Diese Rückfahrt wird mir in ewiger Erinnerung bleiben. Von Salzwedel ging unsere Reise weiter nach Uelzen. Natürlich war auch dieser Zug rappelvoll. Wir blieben gleich am Eingang stehen, da uns Mitreisende mit den Worten „ein Weitergehen ergibt keinen Sinn, ist eh alles besetzt“ empfingen.
In Uelzen angekommen, zeigte sich, dass sich unser Anschlusszug um 15 Minuten verspätet, weshalb wir abermals unsere lieben Partner auf dem neuesten Stand brachten (Ankunftsort- und zeit). J Im ICE nach Hannover war es wider Erwarten mal relativ entspannend und wir nahmen gerührt und froh, noch ohne weitere Hürden am Zwischen-Ziel angekommen zu sein, voneinander Abschied. Wir schrieben uns im Laufe des Abends noch, dass ein Jeder wohlbehalten Zuhause gelandet ist und ließen unser Abenteuer Revue passieren. Tja, so kann es Hörgeschädigten ergehen. Solange man jedoch zusammenhält, seine Hörsituation kommuniziert und das Beste aus der Situation macht, ist alles halb so schlimm. Zum Glück mussten wir bei der Fahrkartenkontrolle auch jeweils nur kurz schildern, warum wir im falschen Zug waren. Man zeigte sich betroffen; nachzahlen mussten wir nämlich nie.
Liebe Grüße: A. Geisler & M. Gress
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