08.04.2015

Cochlea-Implantat: Thema im Ulmer-Stadthaus

Eine Veranstaltung der besonderen Art gab es am 28. März 2015 im Ulmer Stadthaus: Dort referierten Professoren der Universitätsklinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie Ulm zum Thema Cochlea-Implantate und Hörstörungen. Die Referenten vermittelten einen umfassenden Gesamteindruck.

Universitätsprofessor und Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie Ulm, Dr. Thomas Hoffmann, begrüßte die Besucher der Veranstaltung "Cochlea-Implantate und Hörstörungen". Unter den Zuhörern waren zahlreiche CI-Träger, da im Anschluss an die Infoveranstaltung die Mitgliederversammlung des Cochlear Implant Verband Baden-Württemberg e.V. stattfand. Zunächst hielt Prof. Dr. Rudolf Reiter, Oberarzt der Sektion für Phoniatrie und Pädaudiologie, einen Vortrag zum Thema "Auswirkungen von Hörstörungen auf den Spracherwerb". Reiter dazu: "Ab wann eine Hörstörung sprachrelevant ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Unter anderem vom Zeitpunkt der Hörschädigung, der Dauer und ob die Hörschädigung auf beiden Ohren sowie im Hauptsprachbereich vorliegt." Reiter unterstrich seinen Vortrag durch interessante Tonbeispiele. Sein Fazit zu den Folgen von Hörstörungen auf den Spracherwerb: Zeitverlust ist Sprachverlust.
Im Anschluss stellte Dr. Eva Goldberg-Bockhorn die Möglichkeiten vor, die es zur Hörverbesserung gibt und berichtete über die Entwicklungen in der Hörgeräte- und CI-Technik. Der aktuelle Trend gehe zu miniaturisierten Hörgeräten. Laut Goldberg leidet in Deutschland jeder Fünfte, der über 14 Jahre alt ist, an einer gewissen Schwerhörigkeit. Die HNO-Fachärztin erklärte den Aufbau des Ohrs und sagte, dass eine sprachrelevante Schwerhörigkeit zwischen 20 und 25 Dezibel anfängt. Dr. Ferdinand Bischof, ebenfalls HNO-Facharzt, referierte zum Thema "Innenohrimplantate – Wenn Taube hören lernen…". Er arbeitete heraus, wie ein CI funktioniert und stellte die Meilensteine des elektrischen Hörens vor. Dabei berichtete er beispielsweise von der ersten CI-Versorgung in Deutschland 1984 durch Professor Dr. Dr. Ernst Lehnhardt. Zudem stellte Bischof klar: "Das CI ist das eine, das Training beim Hören das andere."

Hören verbindet Menschen
Eigens angereist war Prof. Dr. Klaus Begall. Der Chefarzt der Klinik für HNO-Heilkunde im AMEOS Klinikum St. Salvator in Halberstadt bei Magdeburg referierte zur CI-Versorgung im höheren Lebensalter. "Die Hörstörungen bei älteren Erwachsenen sind steigend", sagte er. Begall berichtete, welche Faktoren für einen erfolgreichen Rehabilitationsverlauf wichtig sind: "Das Hören muss in die Lebensgeschichte eingebaut werden, der Patient muss ein Ziel haben und therapiebehindernde Konflikte müssen beseitigt werden." Er betonte auch die Notwendigkeit eines Betreuungsteams mit viel Erfahrung. "Denn Hören, das ist nicht nur Wörter verstehen", so Begall, "Das ist viel mehr. Hören verbindet Menschen."

Prof. Dr. Nicole Rotter, leitende Oberärztin der Universitätsklinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie Ulm sowie Leiterin des dortigen Hörzentrums und des HNO-Forschungslabors erklärte nach einer Pause den Ablauf einer CI-Versorgung. Dabei ging es unter anderem um intraoperative Messungen und die postoperative Behandlung. Ihre Ausführungen veranschaulichte sie durch einige Bilder. Dipl.-Ing. Richard Leiacker erzählte im Anschluss, was die CI-Träger nach der Operation bei der CI-Anpassung erwartet. Dabei ging er auf die Ziele der Erstanpassung ein und betonte die Wichtigkeit einer individuellen CI-Anpassung. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen Vortrag von Dr. Melanie Nordmann, die unterschiedliche Fallbeispiele aus der Praxis vorstellte.

Die zahlreichen Ausführungen, Ton- und Fallbeispiele gaben den Zuhörern einen rundum gelungenen Einblick in die Welt der CI-Versorgung und Hörstörungen und verdeutlichten die Wichtigkeit des Hörens und damit die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Nadja Ruranski, Redaktion Schnecke/Schnecke-Online


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