25. August 2015

Med-El Workshop in Berg bei München

Vom 24. bis 25. Juli 2015 lud Med-El zum Technik-Workshop für Selbsthilfegruppen-Leiter und DSB-Vereinsleiter nach Berg bei München ein. Als Mutter einer dreijährigen, CI versorgten Tochter freute ich mich über diese Gelegenheit, in kompakter Form über technische Neuerungen und Möglichkeiten zur Anbindung externer Technik informiert zu werden.

Ich wurde nicht enttäuscht. Ohne die Fülle von Informationen aus 16 Vorträgen in voller Breite wiedergeben zu wollen, sollen hier meine persönlichen Highlights kurz zusammengefasst werden.

Die eindrucksvollste technische Neuerung ist sicherlich, dass die neueste Implantatgeneration (Synchrony) dank eines diametrisch geteilten, frei rotierbaren Magneten fürMagnetresonanztomographie- (MRT)- Untersuchungen mit bestimmten Feldstärken bis 3.0 Teslazugelassen ist. CI-Träger können sich also unbedenklich solchen – immer häufiger werdenden – Untersuchungen unterziehen.

Aus Elternsicht erfreuliche Neuerungen beim Sprachprozessor (Sonnet) umfassen die spritzwasserfeste Ausführung sowie die neue DL-Spule, deren Magnetstärke variabel in neun Stufen einstellbar ist und die eine Statusanzeige per LED sowie ein arretierbares, verstärktes Spulenkabel in verschiedenen lieferbaren Längen aufweist.

Von weiteren Neuheiten bei Sonnet profitieren wohl eher Träger jenseits des Kleinkindalters: Insbesondere die 2-Mikrophontechnologie, welche verschiedene Direktionalitätsmodi, Windgeräuschunterdrückung und automatische Lautstärkeregelung erlaubt, dürfte hier von Interesse sein. Da Sonnet mit einem 2er Batteriefach am Ohr betrieben wird, ist es laut Med-El für junge Kleinkinder nicht so gut geeignet wie der extrem kleine Prozessor Opus2 in der Trageoption mit einem an der Kleidung befestigten Batteriefach.

Darum bietet Med-El für solche Patienten an, zunächst mit einem Opus2 Prozessor zu starten, welcher später kostenlos gegen Sonnet getauscht werden kann. Weitere Neuerungen bei Sonnet betreffen eine wasserdichte Schutzhülle namens Waterwear sowie die um ein Modul zum 2,4 GHz Streaming erweiterten Verbindungmöglichkeiten für externe Geräte. Das entsprechende externe Gerät namens AudioLink erlaubt einen drahtlosen, bi-direktionalen Datenaustausch mit Sonnet auf der 2,4 GHz Frequenz und kann seinerseits per Mikrophon, Bluetooth oder direktem Audioeingang mit verschiedenen Tonquellen verbunden werden. Die Markteinführung von Waterwear und AudioLink ist lauf Med-El für 2015 bzw. 2016 vorgesehen.

Üben hilft, viel Üben hilft mehr

Mehrere Vorträge zu CI-Anpassung und Rehablitation galten Service-Angeboten für Kliniken wie auch für Patienten. Dabei hat mich besonders beeindruckt, von einem spätimplantierten CI-Träger zu hören, wie sehr unverdrossenes und intensives Üben zur Verbesserung des Sprachverständnisses beitragen kann. Die Schilderung des individuell empfundenen Nutzens nach Versorgung mit einem 2. CI bei gut entwickeltem Hören mit dem ersten CI war ebenfalls beeindruckend. Im beschriebenen Fall ermöglichte jahrelanges Üben die Entwicklung von räumlichem Hören; andere Effekte, wie ermüdungsfreieres Hören im Störlärm und erhöhter Musikgenuss waren schneller messbar.

Merke: Das Gehirn ist auch jenseits des Kleinkindalters enorm anpassungsfähig, Hartnäckigkeit vorausgesetzt.

In Vorträgen der Firmen Bellman Symphon, Humantechnik und Phonak/Comfort Audio wurden die jeweiligen Hilfsmittel zur digitalen Funkübertragung ("FM-Anlagen") sowie licht- und vibrationsbasierte Wecker und Signalanlagen für den Haushalt vorgestellt. Letztere können beispielsweise mit Rauchmelder, Babyphone, Türklingel und Telefon vernetzt werden. Die jeweiligen Geräte konnten an Infoständen der genannten Firmen in Augenschein genommen und verglichen werden.

KQ (Münchner Hörkinder)


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